„Bei uns waren die Wege für die Lehrer leider länger“, sagt Kiefer der Berliner Zeitung. Die Lehrer hätten mehr als 100 Meter zur nächsten ordentlichen Toilette zurückzulegen und dafür sogar in ein anderes Gebäude wechseln müssen. Ansonsten stand nur eine Behelfstoilette zur Verfügung, die aber nicht abzuschließen war.
Kloschüsseln auf dem Flur
Nuri Kiefer erzählt, dass die zwei Kloschüsseln für Lehrer einfach auf dem Flur gestanden hätten, als Lehrer und Schüler nach den Herbstferien wieder in die Schule im Märkischen Viertel zurückkehrten. „Dabei hätte diese Toilette eigentlich schon repariert sein müssen.“ Deshalb habe er sofort den bezirklichen Bauleiter angerufen, der habe ihn mehrfach auf den jeweils nächsten Tag vertröstet. „Nichts geschah“, erzählt der Schulleiter. Deshalb habe er schließlich den Dienstagnachmittag für unterrichtsfrei erklärt. Das wirkte offenbar: Denn schon einen Tag später war die Lehrertoilette, die sich im Gebäude der ehemaligen Greenwich-Schule befindet, repariert. Vom bezirklichen Bauamt. Der Unterricht konnte nun wieder wie gewohnt stattfinden.
In der deutschen Arbeitsstättenverordnung ist übrigens noch mehr geregelt: „Die Toilettenräume müssen sich im gleichen Gebäude befinden und dürfen nicht weiter als eine Etage von ständigen Arbeitsplätzen entfernt sein“, heißt es über den Weg zum stillen Örtchen ganz genau. „Der Weg von ständigen Arbeitsplätzen in Gebäuden zu Toiletten soll zudem nicht durchs Freie führen. Rein rechtlich ist der Schulleiter also wirklich auf der sicheren Seite. Allerdings gilt diese Regelung für Arbeitsstätten im Normalbetrieb, nicht für Baustellen.
Der Reinickendorfer Schulstadtrat Tobias Dollase räumte ein, dass im Zuge von Deckenarbeiten die Abflussrohre für die Toiletten erneuert werden mussten. Allerdings hätten die Lehrer ja auch die zwei Behelfstoiletten für Dienstkräfte benutzen können. „Nicht weit vom Lehrerzimmer gibt es ein WC und ein Behinderten-WC“, sagte Dollase, der sich die Baustelle bereits in der vergangenen Woche angeschaut hatte. Da dort das Schloss kaputt war, hätte der Schulleiter einfach seinen Hausmeister bitten können, das Schloss auszutauschen. Aber das habe er offenbar nicht machen wollen.
Hoher Sanierungsbedarf
Doch für Schulleiter Nuri Kiefer ist das Toilettenproblem nur die Spitze des Eisbergs. „Der Bezirk hat für unsere Schulen einen Sanierungsbedarf von 10 Millionen Euro ermittelt“, sagt er. Vereinzelt tropfe es durch die Decke, mitunter ließen sich Fenster oder Türen nicht mehr schließen. Er wolle, dass da endlich etwas geschehe. Kollegen haben bereits darüber diskutiert, ob der Gebäudeteil geschlossen werden müsse. Nuri Kiefer, der auch im GEW-Vorstand sitzt, hat auf jeden Fall eine ganz eigene Form des Widerstands gewählt.
Andere Schulleiter, die sich vom Schul- und Bauamt alleingelassen fühlen, bemühen sonst eher die gewählten Elternvertreter, um sich selbst nicht disziplinarrechtlich angreifbar zu machen. Die Eltern schreiben dann öffentliche Protestbriefe wegen maroder Schulbauten, stinkender Toiletten oder vakanter Schulleiterposten. Oder sie organisieren Demonstrationen, an denen oft die Schüler teilnehmen.
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