Natürlich sei Boateng nicht zu 100 Prozent fit - und das sei schließlich Voraussetzung, um die beste Leistung abzurufen, wie Lothar Matthäus nach dem Champions-League-Spiel in der Sky-Talk-Runde sagte. Dennoch sah auch der Weltmeister von 1990 in Rummenigges Kritik ein Fünkchen Wahrheit. „Er ist zu oft präsent in Dingen, die sich nicht mit Fußball beschäftigen“, monierte Matthäus.
Jerome Boateng war unlängst vom Männermagazin „GQ“ zum „Mann des Jahres“ gewählt und Anfang November dafür in Berlin ausgezeichnet worden - einen Tag vor dem Spiel gegen San Marino, das Boateng offiziell wegen Knie- und Muskelbeschwerden abgesagt hatte. Einen faden Beigeschmack hatte die Absage am Länderspiel und die Teilnahme an der Gala schon damals. Und das hat auch Matthäus nicht vergessen: „Er war - was für mich ein Unding ist - bei einer Veranstaltung einer Mode-Zeitschrift, wo er der Nationalmannschaft absagt.“ Das gebe ein schlechtes Bild für den Fan ab. „Es ist ja ein schöner Erfolg für ihn. Aber in dem Moment war es ein falsches Zeichen an seine Kollegen, an den Verein, an die Fans, dass er eine Verletzung hat und sich vor eine Kamera stellt, anstatt sich um seine Gesundheit zu kümmern.“
Dass sich ein Spieler mal einen Ausrutscher leistet oder eine unpopuläre Entscheidung trifft, ist für Lothar Matthäus nicht das Problem. „Wir haben auch viel Blödsinn gemacht“, gab er zu, fügte aber gleichzeitig an: „Wenn wir verletzt waren, waren wir von morgens bis abends im Fitness-Raum und haben mit dem Physio-Therapeuten daran gearbeitet, dass wir so schnell wie möglich wieder fit waren und auf dem Platz stehen konnten.“
Dass Lothar Matthäus gerne mal austeilt, ist nichts Neues. Erst vergangenes Wochenende hatte er kritisiert, dass sich Mats Hummels vor dem Liga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern in der Kabine seiner Ex-Kollegen hatte blicken lassen. „Vor dem Spiel sollte die Konzentration dem Spiel gelten und nicht den alten Freundschaften“, hatte Matthäus gemotzt. Und auch Hans-Joachim Watzkes Konter, bei solchen Aussagen könne er „kotzen“, ließ der Sky-Experte nicht unkommentiert. "Von mir aus kann Herr Watzke gerne kotzen.“ Mal sehen, ob Matthäus auch bei Jerome Boateng das letzte Wort behalten wird.
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