Papa Lewandowski feiert mit dem FC Bayern

  07 Dezember 2016    Gelesen: 598
Papa Lewandowski feiert mit dem FC Bayern
Die Serie hält, der FC Bayern gewinnt auch sein Heimspiel gegen Atlético, fürchtet den FC Barcelona nicht - und widmet sich wieder RB Leipzig. Ein torsüchtiger Kunstschütze freut sich ganz besonders.
Neulich hatte ja die Dortmunder Borussia den FC Bayern geschlagen, am elften Spieltag der Fußball-Bundesliga war das. Und Manager Michael Zorc hatte hinterher im Westfalenstadion ganz stolz erzählt, der BVB habe ein bisschen im "Atlético-Madrid-Style" gewonnen - also mit wenig Ballbesitz und dem einen entscheidenden Tor. Nun, an diesem eisigen Dienstagabend bei drei Grad minus war das Original zu Gast in München, es ging darum, mit Anstand das letzte Gruppenspiel in der Champions League zu bestreiten. Wenig Ballbesitz hatte Atlético in der Tat, genau ein Drittel sprachen die Statistiker der Uefa den Spaniern am Ende zu.

Nur ein Tor gelang ihnen im Münchner Nebel, der durch die Arena waberte und sich auf den Rasen senkte, nicht - wobei die Madrilenen auch nicht den Eindruck machten, als wollten sie um jeden Preis eins erzielen. Das hatten sie ja auch gar nicht nötig, die Verhältnisse in der Gruppe D waren vor dem Anpfiff des französischen Schiedsrichters Clément Turpin geklärt. Will heißen: Atlético auf Platz eins, die Münchner dahinter, beide Mannschaften stehen im Achtelfinale. Den Treffer des Spiels zum 1:0 (1:0) der Münchner Bayern erzielte einer, dem es nicht egal ist, ob er in einem Egal-Spiel trifft oder nicht: Robert Lewandowski, torsüchtiger Angreifer der Gastgeber, die ganz im FC-Bayern-Style auftraten. Er wartete nach einer guten halben Stunde mit einem durchaus herrlichen Freistoß auf, schoss den Ball aus 19 Metern über die Mauer hinüber und am machtlosen Torhüter Jan Oblak vorbei ins Tor.

"Das Tor war für sie"

Es war sein fünfter Treffer in dieser Königsklassensaison. Bereits am vergangenen Freitag beim 3:1 in Mainz war ihm solch` ein Kunstschuss gelungen. "Seit zwei, drei Monaten habe ich das trainiert. Und ich freue mich sehr, dass es jetzt auch im Spiel klappt." Danach, also nach seinem Tor, stopfte er sich den Ball unters rote Trikot und nuckelte am Daumen seiner rechten Hand. Was wollte er der Welt damit nur sagen? "Ich werde Papa", erzählte Lewandowski nach der Partie nur allzu gerne. Seine Frau Anna ist im fünften Monat schwanger. "Das Tor war für sie." Und der Jubel sei halt eine schöne Gelegenheit gewesen, es mitzuteilen. "Das war immer mein Traum." Es sei ihm gegönnt. Für den Scherz des Abends hatte zuvor wieder einmal Thomas Müller gesorgt, der für Lewandowski eingewechselt worden war und auch noch zehn Minuten hatte mitspielen dürfen. Was es denn mit der Nuckel-Arie des Kollegen auf sich habe, wurde Müller gefragt. "Da müsst Ihr ihn schon selbst fragen, da war ich nicht dabei." Aber das ist ja nun geklärt.

Ansonsten freuten sich die Bayern und die meisten der 70.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion zu Fröttmanning über einen Sieg, der zwar sportlich keine Bedeutung hatte, aber gut fürs Gemüt war. Und das nicht nur, weil sie damit eine in Europa einmalige Serie ausbauten: Seit dem 29. April 2014, dem 0:4 im Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid, einer der schwersten Niederlagen für Josep Guardiola, haben die Münchner alle 15 Heimspiele in der Königsklasse gewonnen - bei einem Torverhältnis von 53:8. Reals Trainer damals: Carlo Ancelotti. Der leitet ja nun den FC Bayern an und nahm den Sieg gewohnt stoisch zur Kenntnis: "Wir haben über 90 Minuten gut gespielt, hatten viel Kontrolle und waren oft in Ballbesitz. Es ist uns gelungen, die Konter von Atlético zu verhindern. Diese Leistung gibt uns viel Selbstvertrauen." Hatte der Trainer in Mainz erstmals auf ein 4-2-3-1 mit vier Angreifern gesetzt, kehrte er nun zu seinem geliebten 4-3-3 zurück. Und er würfelte seine Mannschaft kräftig durch: Rafinha, Juan Bernat, Renato Sanches, Arturo Vidal und Douglas Costa rückten für Joshua Kimmich, Javier Martínez, Philipp Lahm, Thomas Müller und Franck Ribéry in die Startelf. Und David Alaba spielte, wie schon zuweilen unter Josep Guardiola in der Innenverteidigung. Sagen wir es so: Besser wurde das Spiel dadurch nicht, aber letztlich hat es funktioniert: Sie wollten Ballbesitz, sie bekamen ihn. Und die aufgeregte Debatte um einen Systemwechsel hin zu mehr Offensivkraft ist erst einmal vertagt.

"Nicht überragend, aber gut"

"Wir haben ein gutes Spiel gemacht", sagte Mats Hummels, der neben Alaba verteidigte. "Kein überragendes, aber ein gutes. Wir haben das Spiel kontrolliert, waren sehr engagiert, sehr aktiv." Dass Lewandowski neuerdings auch für die Freistöße verantwortlich zeichnet, wundere ihn nicht. "Das ist einfach das Ergebnis guter, harter Arbeit." In der Champions League geht es erst in der zweiten Februarhälfte weiter: Wenn`s für die Bayern am kommenden Montag bei der Auslosung ganz blöd läuft, gegen den FC Barcelona - oder halt gegen einen anderen Gruppensieger. Zur Auswahl stehen der FC Arsenal, der SSC Neapel, AS Monaco, Juventus Turin oder der FC Sevilla und eventuell Real Madrid. "Gegen wen es im Achtelfinale geht, ist mir ziemlich wurscht", behauptete Hummels. Auch gegen Barcelona habe er nichts. Er trete gerne gegen Mannschaften an, gegen die er noch nie gespielt habe. Nun denn.

Erst einmal aber können sich die Bayern ganz ihrem Ziel widmen, bis zur Winterpause den Konkurrenten RB Leipzig doch noch von der Tabellenspitze der Bundesliga zu verdrängen. Am Samstag ist der VfL Wolfsburg zu Gast, acht Tage später geht’s nach Darmstadt, drei Tage vor Heiligabend steht dann das Spitzenspiel gegen die Rasenballsportler an. Ob`s für die Münchner eine schöne Bescherung wird? Papa Lewandowski, der nun in seinen jüngsten 24 Spielen für Polens Nationalelf und den FC Bayern exakt 24 Mal getroffen hat, sieht sich und sein Team gut gerüstet und konstruierte wie sein Trainer flugs einen Nutzen aus dem Erfolg gegen Atlético: "Theoretisch spielt der Sieg keine große Rolle, aber für unsere Mentalität und Psyche ist er wichtig."

Quelle: n-tv.de

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