Silicon-Valley-Mitarbeiter wollen Erfassung von Muslimen verweigern

  14 Dezember 2016    Gelesen: 790
Silicon-Valley-Mitarbeiter wollen Erfassung von Muslimen verweigern
Ihr Verhältnis gilt als schwierig, nun treffen sich Donald Trump und die Chefs von Tech-Firmen wie Facebook, Google und Amazon aber doch. Deren Mitarbeiter sorgen mit einer Anti-Trump-Aktion für Aufsehen.
Der künftige US-Präsident Donald Trump will am Mittwochabend deutscher Zeit mit hochkarätigen Vertretern aus dem Silicon Valley zusammenkommen. Ein zentrales Thema soll Medienberichten zufolge sein, wie neue Jobs in den USA geschaffen werden können.

Hunderte Mitarbeiter der großen Tech-Firmen versuchen kurz vor dem Treffen, ihren eigenen Themenschwerpunkt zu setzen: Auf der Website "neveragain.tech" geben sie das Gelöbnis ab, unter einem Präsident Trump niemals Daten für eine Muslimen-Datenbank zu liefern. Am Mittwochvormittag hatten mehr als 400 Unterzeichner, die bei Firmen wie Google, IBM oder Slack arbeiten, die Selbstverpflichtung unterstützt.

Im Wahlkampf hatte Trump mehrmals durchblicken lassen, dass er die Idee, alle Muslime in den USA in einer gesonderten Datei zu erfassen, nicht abwegig findet. Wegen weiterer feindseliger Aussagen Trumps hatten Muslime mit einem gelben Davidstern, einem Symbol der Judenverfolgung, während des Wahlkampfs gegen Trump protestiert.

Auf der "Neveragain"-Seite heißt es dazu, jeder Unterzeichner wolle sich dafür einsetzen, möglichst wenige Daten, die auf Religion oder nationale Herkunft der Nutzer schließen lassen, zu sammeln. Man wolle entsprechende Datensätze, die bereits existieren, zerstören. Zu schnell könne sich sonst Geschichte wiederholen.

Trump und das Silicon Valley: ein schwieriges Verhältnis

Trump hatte die Tech-Konzerne - allen voran Apple - aufgefordert, mehr Produktion in die Heimat zu bringen. Das Treffen in New York wird zudem mit Spannung erwartet, weil das Verhältnis mehrerer IT-Chefs mit Trump während des Wahlkampfs schwierig war. Berichten zufolge sollen unter anderem teilnehmen:

Apple-Chef Tim Cook

Microsoft-Chef Satya Nadella

Der Chef des Google-Dachkonzerns Alphabet Larry Page

Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg

Tesla-Chef Elon Musk

Amazon-Chef Jeff Bezos

Der neugewählte Präsident und der Amazon-Chef, dem auch die "Washington Post" gehört, hatten sich in den vergangenen Monaten gegenseitig attackiert. Zu den weiteren Teilnehmern gehören den Informationen zufolge Intel-Chef Brian Krzanich und die Co-Chefin des SAP-Konkurrenten Oracle, Safra Catz. Twitter-Chef Jack Dorsey sei nicht eingeladen worden, schrieb das Technologieblog "Recode". Der Investor Peter Thiel, Trumps prominentester Unterstützer im Silicon Valley, soll das Treffen eingefädelt haben.

Gemeinsame Interessen

Die Schaffung neuer Jobs ist eines der großen Versprechen, mit denen Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Nahezu die gesamte Elektronikbranche weltweit lässt aber schon seit langem vor allem in China produzieren. Die Unternehmen betonen, der Grund seien nicht nur die niedrigeren Lohnkosten, sondern auch die Nähe zu Zulieferer-Ketten und das große Angebot an motivierten jungen Arbeitskräften.

Zugleich können Tim Cook und Co. durchaus gemeinsame Interessen mit Trump finden: Die Tech-Firmen machen sich schon lange für eine Steuerreform stark. Vor allem geht es darum, dass für die Auslandsgewinne ein niedrigerer Steuersatz als die aktuellen 35 Prozent gilt. Die Steuern werden erst fällig, wenn das Geld tatsächlich in die USA kommt - also stapeln sich die Milliardengewinne im Ausland. Allein Apple sitzt auf einem Geldberg von über 230 Milliarden Dollar, von denen sich über 90 Prozent außerhalb der USA befinden.

Quelle : spiegel.de

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