Es ist das meteorologische Kontrastprogramm zu den Phänomenen, die seit einigen Wochen an den beiden Polen zu beobachten sind: Wärme und Tauwetter. Die Fjorde von Spitzbergen, um diese Zeit normalerweise längst mit Eis bedeckt, waren den ganzen Monat eisfrei, es regnete, statt zu schneien. Um zehn Grad wärmer als im langjährigen Mittel war es im November am Nordpol, an den antarktischen Schelfeiskanten wurden Anomalien von zwei bis vier Grad plus ermittelt. Was zu dem Ergebnis führte, dass das Meereis an beiden Polen massiv abgenommen hat - so schnell und radikal wie seit Beginn der Satellitenüberwachung nicht. In der Arktis lag die Eisausdehnung um zwei Millionen Quadratkilometer unter dem langjährigen Durchschnitt, in der Antarktis um gut eine Million Quadratkilometer.
Als Hauptauslöser der Eisminusrekorde haben die Forscher mit dem amerikanischen National Snow and Ice Data Centre an der Spitze nicht etwa die globale Klimaerwärmung ausgemacht, sondern ganz „unterschiedliche atmosphärische und ozeanische Prozesse“. Heißt: Außergewöhnliche meteorologische Phänomene, die in der Konstellation selten auf beiden Hemisphären zusammenkommen.
In der Arktis etwa war es eine starke Warmwasserströmung aus dem Atlantik mit den Golfstromausläufern, die bis in den hohen Norden führte - angetrieben von starken Winden zwischen Spitzbergen und Grönland. Seit etwa 2006 werden deutliche Veränderungen der atmosphärischen Zirkulationsmuster beobachtet. Am Südpol haben starke südliche Winde auf breiter Front Warmluft an die Küsten gebracht. Wie Olaf Eisen und Veit Helm vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven im aktuellen „Nature Climate Change“ zeigen, könnten die Warmwinde künftig mehr Schmelzwasser auf dem Schelfeis produzieren und langfristig die antarktischen Eisschilde instabiler machen.
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