Wie ernst der in Deutschland geborene Alt-Diplomat mit jüdischen Wurzeln noch immer zu nehmen ist, zeigt Folgendes: Er war einer der ersten, die von Donald Trump nach dessen Sieg zu Rate gezogen wurden. Kurz darauf traf er sich in Peking mit dem chinesischen Staatsoberhaupt Xi JinPing.
Er erlebte in den 1960er-Jahren als Berater von New Yorks Gouverneur Nelson Rockefeller die Kuba-Krise, die die Welt an den Rande einer nuklearen Konfrontation gebracht hatte.
► Er war zwischen 1973 und 1977 Außenminister der Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford, war für seine Verhandlungsgeschick berühmt. So handelte er das Ende des Jom-Kippur-Krieges zwischen Israel sowie Ägypten und Syrien aus.
► Er ebnete für Richard Nixon dessen berühmte Reise nach China. Es war der Anfang von Handelsbeziehungen der beiden Supermächte sowie des „Ein-China“-Abkommens, das zur Isolierung von Taiwan führte.
► Er arbeitete eng mit Bundeskanzler Helmut Schmidt und dessen Außenminister Hans-Dietrich Genscher zusammen, um die „unverletzlichen“ aber nicht „unveränderlichen“ Grenzen in Europa in der KSZE-Schlussakte von Helsinki verankern zu lassen. Dies sollte später die Wiedervereinigung Deutschland ermöglichen.
Er beriet US-Präsident Ronald Reagan in der Star-Wars-Epoche, als die USA mit einem Rüstungs-Wettlauf im All den wirtschaftlichen Zusammenbruch der Sowjetunion einleiteten. Und dann ist da noch etwas: Er kennt Kreml-Chef Wladimir Putin aus der Zeit nach dem Fall der Berliner Mauer. Damals soll Kissinger den jungen Russen nach seinem beruflichen Hintergrund gefragt haben. Die Antwort des ehemaligen KGB-Agenten: „Ich habe im Geheimdienst gearbeitet.“ Kissinger erwiderte darauf laut der Putin-Biografie „First Person“: „Alle anständigen Leute haben im Geheimdienst angefangen. Ich auch.“
Kissinger zählt seither neben Exxon-Chef und Trumps Kandidat für das US-Außenministerium Rex Tillerson sowie Aktion-B-Schauspieler Steven Seagal zu den wenigen Amerikanern, die Putin regelmäßig getroffen haben. Und dies, obwohl die Beziehungen der beiden Länder spürbar abkühlten.
Kissinger hat klare Vorstellungen über die zukünftigen Beziehungen der Atom-Mächte.
Er glaubt, dass ein Zugehen auf Russland der richtige Schritt ist, um sich gegen das militärisch immer mächtiger werdende China zu positionieren. Ein Gleichgewicht zwischen Amerika und Russland würde die globale Stabilität stärken.
Laut einer Analyse für westeuropäische Nachrichtendienste, die sich auf Informationen aus dem Trump-Team beruft, strebt der künftige Präsident die Aufhebung der Rusland-Sanktionen auf „Empfehlung Kissingers“ an.
Kissinger empfehle, so heißt es weiter, die Vorherrschaft Russlands in den einstigen süd-westlichen Sowjetrepubliken von Weißrussland und der Ukraine über Georgien bis nach Kasachstan anzuerkennen. Das hieße: Die USA gestehen Russland politisch der Raum zwischen Polen/Baltikum und dem Iran, Afghanistan und China als Einflusssphäre zu.
Für die Ukraine soll ein Masterplan zur politisch und wirtschaftlichen Entwicklung gefunden werden. Kern der Idee: Russland garantiert die Sicherheit der Ost-Ukraine – zieht sich also von dort schrittweise zurück. Im Gegenzug stört sich der Westen nicht weiter an der Krim-Frage.
Die Besetzung der ukrainischen Halbinsel werde zwar nicht offiziell anerkannt – soll aber auch kein Thema mehr sein zwischen den alten Supermächten.
Unterstützt werden Trump und Kissinger demnach vom Ex-US-Botschafter in Westdeutschland, Richard Burt (69). Der berät die Alfa Bank – eine russische Bank, geführt von einem Putin-Intimus. Über einen Server der Alfa-Bank und einem Server im Trump Tower in New York lief des während des US-Wahlkampfs eine geheime Mail-Kommunikation.
Als Redewendungen für den Wechsel des Beziehungsstatus’ zwischen Moskau und Washington wurden die Formulierungen „konstruktive Zusammenarbeit“ und „Normalisierung der Beziehungen“ vereinbart. Direkte Gespräche laufen über den russischen Botschafter in Washington, Sergei Kisljak.
Wie eng der Draht zwischen Trump und Putin ist, zeigt eine andere Feststellung aus dem Geheimdienst-Bericht: Für Russlands Präsident Wladimir Putin sei Trump schon vor der Vereidigung „permanent telefonisch erreichbar“.
Marcel von Herpen, Russland-Spezialist der niederländischen Denkfabrik „Cicero Foundation“ erklärte Kissingers Beweggründe so: „Er ist ein Realist. Das Wichtigste ist für ihn eine internationale Balance, nicht Menschenrechte oder Demokratie.“
Auch die „Washington Post“ stellte kürzlich fest: „Kissinger glaubte schon in der Zeit, als Nixon nach Peking reiste, dass langfristig China und nicht Russland die größte Gefahr ist.“
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