Wie der Cyberwar unser Geld bedroht

  28 Dezember 2016    Gelesen: 4528
Wie der Cyberwar unser Geld bedroht
Ein Hacker-Angriff könnte Banken und Börsen im Westen lahmlegen. Der wahren Gefahr sei sich kaum ein Sparer bewusst, sagt ein Finanz-Insider. Und gibt einen Tipp, wie das Schlimmste zu vermeiden ist.
Negativzinsen, Spekulationsblasen und Währungsturbulenzen: Viele der Risiken an den Finanzmärkten sind bekannt, und mit den meisten von ihnen haben Sparer und Anleger zu leben gelernt. Ein großes Risiko unterschätzen sie aber weithin: große Cyberangriffe, die die gesamte finanzielle Infrastruktur eines Landes lahmlegen könnten.

Für den amerikanischen Politikberater und Buchautor James Rickards sind Angriffe auf Banken und Börsen in Zukunft alles andere als unwahrscheinlich. Sparer wie auch Regierungen täten gut daran, sich darauf vorzubereiten. „Die Leute, die sagen, ich habe Geld auf dem Konto, meinen ja eigentlich: Ich habe Elektronen, die dokumentieren, dass ich soundso viel Geld bei der Bank habe“, sagte Rickards der „Welt“. Darin spiegele sich eine große Unwissenheit über die Verletzlichkeit unserer finanziellen Infrastruktur.

Die zunehmende Abhängigkeit von elektronischen Geldtransaktionen mache gerade moderne Volkswirtschaften wie die USA oder Deutschland anfällig für Cyberattacken. Während die Staaten kleine Angriffe unter Kontrolle bekommen könnten, würde ein massiver Angriff unabsehbare Folgen haben: Je nach Schwere des Angriffs sei es denkbar, dass die Menschen dann tage- oder vielleicht sogar wochenlang ohne funktionierendes Transaktionssystem auskommen müssten.

Finanzsystem schon mehrmals am Rande des Kollapses

„Vergessen wir nicht, dass das globale Finanzsystem schon mehrmals am Rande des Kollapses stand, auch ohne Angriff“, erklärte Rickards. Das sei etwa in der Krise von 2008 der Fall gewesen oder auch 1998, als der Riesen-Hedgefonds LTCM unterging und beinahe das globale Bankwesen mit sich in die Tiefe riss. Rickards verhandelte damals als Chefsyndikus die Abwicklung des Hedgefonds.

Im August des Jahres 2013 musste die US-Technologiebörse Nasdaq für einen halben Tag schließen. Möglicherweise waren auch an diesem Zwischenfall Hacker beteiligt. „So etwas kann heute umso leichter passieren. Cyberangriffe sind eine Gefahr“, warnte der 65-Jährige. Jeder sollte sich mit physischem Gold gegen die Folge absichern.



Sogar Hacker-Finanzkriege sind aus Sicht von Rickards, der ein weltweit gefragter Politberater ist, ein denkbares Szenario. Nicht einmal eine Supermacht wie die USA seien dagegen gefeit, durch Computerviren und gezielte Sabotage lahmgelegt zu werden. Die Vereinigten Staaten hätten zwar selbst gute Hacker und könnten den Cyberangriff einer fremden Macht erwidern, nur nütze diese Vergeltungsstrategie den Bürgern relativ wenig.

USA hätten in einem Cyberkrieg viel zu verlieren

Als Beispiel nennt er einen hypothetischen Schlagabtausch zwischen amerikanischen und russischen Hackern: „Wenn Russland die New York Stock Exchange lahmlegen würde und wir die Moskauer Börse, wer würde dann verlieren?“ fragte er. Das sei wie ein asymmetrischer Krieg. Auf westlicher Seite stünden viel höhere Vermögenswerte auf dem Spiel: „Das Waffenarsenal mag symmetrisch sein, aber die Verluste sind es nicht.“

Seine Bedenken wegen möglicher Cyberkriege und Cyberattacken machen Rickards auch skeptisch gegenüber der Internetwährung Bitcoin, deren Kurs sich dieses Jahr in Dollar mehr als verdoppelt hat: „Der Bitcoin profitiert von der Geldflucht aus China“, sagte er der „Welt“. Als Ersatzwährung eigne sich das digitale Geld jedoch nicht. Es sei ähnlich anfällig wie Dollar oder Euro auf dem Konto.

Zuletzt notierte der Bitcoin bei 935 Dollar, rund 116 Prozent höher als zu Jahresanfang. Gold wurde bei 1138 Dollar je Feinunze gehandelt, was einem Plus von sieben Prozent auf Sicht der zwölf Monate entsprach.

Quelle:welt

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