Trump setzt auf Anti-China – und gibt Russland Chance auf „Affen-Position“

  29 Dezember 2016    Gelesen: 961
Trump setzt auf Anti-China – und gibt Russland Chance auf „Affen-Position“
Die bisherigen Äußerungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump lassen auf neue Prioritäten in der künftigen US-Außenpolitik schließen: Die Rivalität mit China scheint in den Vordergrund zu rücken. Wie soll Russland in dieser Situation vorgehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der russische Asien-Experte Boris Wolchonski.
In einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Iswestija“ schreibt Wolchonski: „Trump drückt Interessen mächtiger Kräfte in Amerika aus, denen jene politische Rolle nicht recht ist, die sich die USA nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebürdet hatten. Anfang des 21. Jahrhunderts kam diese Rolle besonders deutlich zum Vorschein. Eigentlich vollzieht sich der Übergang vom Modell der USA als transnationales Unternehmen zu einem Modell eines Nationalstaats. Trumps Äußerungen sollten als Widerspiegelung eines integralen Konzepts jener einflussreichen Geschäfts- und Polit-Eliten betrachtet werden, die die letzten Jahrzehnte über im Schatten gestanden hatten.“

Dieses Konzept bestehe darin, „dass die USA nicht mehr die Funktionen eines ‚Weltpolizisten‘ übernehmen sollen – und eigentlich auch nicht mehr können.“ In diesem Zusammenhang ließen die Äußerungen Trumps auf künftige Prioritäten der US-Außenpolitik für die nächsten mindestens vier Jahre schließen, meint Wolchonski.

Die zentrale Konfrontation der gegenwärtigen Welt finde zwischen den USA und China statt: „Über die Transpazifische Partnerschaft TPP können nun die Akten geschlossen werden – dies würde die Chinesen erfreuen. Doch viel gefährlicher für China ist das Streben des designierten US-Präsidenten (oder, genauer gesagt, der hinter ihm steckenden Kräfte), protektionistische Maßnahmen zu treffen, um den US-Markt vor der chinesischen Expansion zu schützen, aber auch – als Ergänzung zu diesem außenwirtschaftlichen Kurs – die Tendenz, die politische Karte Taiwan auszuspielen.“

„Während des Kalten Krieges hatte man in China Außenpolitik gerne mit dem Verhalten eines weisen Affen verglichen, der auf einem Baum oder Berggipfel sitzt und von dort aus den Kampf zweier Tiger beobachtet“, schreibt der Experte. Auch in der gegenwärtigen Welt sei es China zunächst gelungen, an diesem Verhaltensmuster festzuhalten: „Das Land enthielt sich ständig der Stimme bei Abstimmungen im UN-Sicherheitsrat über kritische Fragen der Weltpolitik, vermied sorgfältig das Wort ‚Bündnis‘ in seinen Beziehungen mit seinen Partnern und wollte im Schatten bleiben – all dies zeugte von dem Wunsch, den Auftakt einer offenen Konfrontation möglichst zu verzögern.“

„Nun scheint dieser Zeitpunkt aber gekommen zu sein. Wider seinen Willen übernimmt China die Rolle eines der beiden Tiger, die sich nun natürlich beide die Unterstützung durch Russland sichern möchten“, so der Experte weiter.

Die Frage sei nun, wie Russland vorgehen sollte: „In dieser Situation scheint eine Multi-Vektor-Außenpolitik einzig richtig zu sein, und zwar eine Fortentwicklung konstruktiver Beziehungen mit allen dazu bereiten Ländern – in den Bereichen, wo dies den nationalen Interessen Russlands entspricht, und ohne jegliche militärpolitische Verpflichtungen“, so Wolchonski. „Warum sollten wir eigentlich nicht auch einmal das chinesische Modell vom ‚Affen und zwei Tigern’ übernehmen?“

Quelle : sputnik.de

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