Kia Stinger - ein Stich gegen die Etablierten?

  10 Januar 2017    Gelesen: 671
Kia Stinger - ein Stich gegen die Etablierten?
Bisher waren die Autos von Kia eher solide, aber nicht besonders emotionsgeladen. Auf der NAIAS in Detroit packen die Koreaner jetzt ein Auto aus, das selbst die etablierte Premiumkonkurrenz ein wenig piesacken könnte: den Stinger.
Die North American International Auto Show (NAIAS) ist in der Regel ein Heimspiel für die US-amerikanischen Autobauer. Und genau genommen haben sie in den letzten Jahren auch immer den "Kracher" präsentiert. In diesem Jahr ist es etwas anders. Das Highlight aus der Sicht von n-tv.de kommt diesmal aus Korea. Kia hat mit der Weltpremiere seiner Sportlimousine Stinger einen echten Treffer gelandet.

Nicht nur, dass das fünfsitzige Fließheckmodell der bis dato leistungsstärkste Kia in der Geschichte des Autobauers ist, er sticht auch in ein Segment, das im Moment vor allem von deutschen Autobauern dominiert wird. Zudem ist die gute Botschaft, dass die auf der Studie des GT basierende Limousine bereits Ende dieses Jahres in Europa in den Handel kommen wird.

"Ein Traum wird Wirklichkeit"

"Mit der Premiere des Kia Stinger hier in Detroit ist für uns ein Traumauto Wirklichkeit geworden", frohlockt Orth Hedrick, Vice President Produktplanung von Kia Motors America. Entworfen wurde die neue Sportlimousine, die auf den ersten Blick als Weiterentwicklung der Studie erkennbar ist, vom europäischen Kia-Designzentrum in Frankfurt. Deutlich ist der Federstrich von Design-Chef Peter Schreyer, der seinerzeit mit der sogenannte "Tigernase" die neuen Modelle von Kia unverkennbar machte.

Mit Blick auf das Design würde man beim Stinger von schlanken Flanken, kraftvollen Hüften und sportlichen Selbstvertrauen sprechen. Umgangssprachlich heißt es wohl eher: "Die Kiste sieht heiß aus". Und tatsächlich kooperiert das Design mit dem für Kia untypischen, aber für den Stinger sehr passenden serienmäßigen Heckantrieb. Lange Motorhaube, kurze Überhänge und ein Radstand von 2,91 Meter sind Indiz für Fahreigenschaften, wie man sie sonst nur in Fahrzeugen deutsche Premiumhersteller erwartet.

Auf Augenhöhe mit BMW und Co?

Rein rechnerisch gesehen übertrifft der Stinger hier nicht nur einen Audi A4 oder Infiniti Q50, sondern auch einen Lexus IS und das BMW 4er Gran Coupé. Selbst der Mercedes CLS muss sich geschlagen geben. Zum großzügigen Platzangebot tragen auch die Länge von 4,83 Meter und die Breite von 1,87 Meter bei. Unterstützt wird der sportliche Auftritt zudem durch die seitlichen Lufteinlässe im Frontstoßfänger, die Kiemen an den vorderen Radhäusern, die glatte Unterbodenverkleidung und den Heckdiffusor. Zudem bilden die in der Heckschürze integrierten vier ovalen Auspuffendrohre für einen entsprechenden Blickfang und hoffentlich auch für einen entsprechenden Sound.

Für die sportliche Komponente des Stinger spricht auch der Antriebsstrang, für den kein Geringerer als Albert Biermann verantwortlich zeichnet. Der ehemalige Entwicklungschef der BMW M GmbH, der seit Dezember 2014 bei Kia ist, wollte bei der Sportlimousine von Beginn an Fahrleistungen, die dem Design entsprechen. "Für Kia ist der Stinger ein besonderes Ereignis, weil niemand von der Marke ein Auto mit einem so sportlichen Charakter und solchen Fahrleistungen erwartet hätte", so Biermann. Zwei längs eingebaute, turboaufgeladene Benzindirekteinspritzer stehen zur Markteinführung zur Wahl. Die Einstiegsmotorisierung ist ein 2,0-Liter-Vierzylinder, intern als Theta II bezeichnet, der - und hier ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen - nach vorläufigen Messungen 255 PS bei bei 6200 Kurbelwellenumdrehungen leisten wird und ein maximales Drehmoment von 353 Newtonmetern mobilisiert.

Doch noch viel interessanter dürfte der 3,3-Liter-V6 Twin-Turbo mit der internen Bezeichnung Lamda II sein. Der soll 365 PS generieren und ein maximales Drehmoment von 510 Newtonmetern wahlweise auf die Hinterräder oder auf alle vier Räder übertragen. Allerdings, und auch das dürfte sportlich orientierte Fahrer aufhorchen lassen, ist der Allradantrieb heckbetont ausgelegt. Der Heckantrieb verfügt über ein mechanisches Sperrdifferential, mit dem sich die Antriebskraft gleichmäßig auf beide Hinterräder verteilen lässt. Dabei soll die Sportlimousine nicht mehr als 5,1 Sekunden benötigen, um aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen. Das Ende der Fahnenstange ist dann bei Tempo 269 erreicht.

Sportlich elegant

Die Kraft verteilt im Übrigen ein achtstufiges Automatikgetriebe, das von Kia selbst entwickelt wurde und seinen Einsatz erstmals in der Luxuslimousine K900 hatte. Bei dieser schnell schaltenden und hocheffizienten Automatik setzt Kia erstmals einen Drehmomentwandler mit Fliehkraftpendel ein, der die Drehschwingungen im Antriebsstrang reduziert und sonst seinen Einsatz vor allem bei Flugzeug- und Rennsportmotoren findet. Selbstredend kann der Fahre über Schaltwippen auch selbst Hand an die Kraftverteilung legen und natürlich können wie bei Fahrwerk und Lenkung über den Fahrmodischalter die Schaltmuster des Automatikgetriebes variiert werden.

Auch der Innenraum des Stinger ist ganz auf ein sportliches Fahrerlebnis zugeschnitten. Zum einen gibt es stark konturierten Sitze mit Nappa-Bezügen, zum anderen soll der Fahrersitz durch seine elektrisch einstellbaren Luftpolster in der Rückenlehne und den Seitenwangen ein Maximum an Halt und Komfort bieten. Ansonsten bietet der Arbeitsplatz des Fahrers alles, was man aus den Modellen der Premium-Konkurrenz ebenfalls kennt: einen großen Touchscreen, ein griffiges Lederlenkrad und eine Instrumenteneinheit, die analoge und digitale Anzeigen kombiniert. Zwischen den Rundinstrumenten liefert ein TFT-Farbdisplay alle leistungsrelevanten Fahrdaten wie G-Kräfte, Rundenzeiten und Öltemperatur. Allerdings gehören im Stinger Schalter und Knöpfe noch zur Tagesordnung. Ein Umstand, den die Premiumhersteller bereits auf ein absolutes Minimum reduziert haben.

Auch bei den Assistenzsystemen steht der Stinger der hochpreisigen Konkurrenz nicht nach: neben der Müdigkeitserkennung sind auch ein Frontkollisionswarner, ein autonomer Bremsassistent, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage und ein ebenfalls adaptiv arbeitender Spurhalteassistent an Bord. Zudem gibt es ein Head-up-Display das seine Daten in die Frontscheibe projiziert, und eine induktive Ladestation für Smartphones. Glaubt man den Gerüchten, soll der sportliche Koreaner bereits für weniger als 40.000 Euro zu haben sein. In der Summe dürfte das Gesamtpaket also eine echte Kampfansage sein.

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