Als Grund für das Brexit-Votum der Briten nannte Trump die Flüchtlingskrise. "Wenn sie nicht gezwungen worden wären, all diese Flüchtlinge aufzunehmen - so viele, mit all den Problemen, die das mit sich bringt - dann wäre es nicht zum Brexit gekommen", gab er sich überzeugt. Dies sei "der letzte Tropfen" gewesen, "der das Fass zum Überlaufen brachte". Insbesondere die Asylpolitik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel ist Trump ein Dorn im Auge: Sie habe einen "äußerst katastrophalen Fehler" gemacht, "all` diese Illegalen ins Land zu lassen". Von den Folgen habe Deutschland mit dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten "einen deutlichen Eindruck" bekommen.
Ob die Europäische Union nun geschlossen oder zerrissen sei, spiele für ihn aber ohnehin keine Rolle, meinte der Republikaner. "Ich habe nie geglaubt, dass das von Bedeutung ist", sagte Trump. "Schauen Sie, zum Teil wurde die Union gegründet, um die Vereinigten Staaten im Handel zu schlagen, nicht wahr? Also ist es mir ziemlich egal, ob sie getrennt oder vereint ist, für mich spielt es keine Rolle."
Unfaires Verhalten deutscher Autokonzerne
Während er Großbritannien einen raschen Handelsvertrag "zum Wohle beider Seiten" anbot, stellte er deutschen Autokonzernen harte Zeiten in Aussicht. "Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen." Die deutschen Autokonzerne würden sich unfair verhalten. Während in manchen US-Straßen vor jedem Haus ein Mercedes stehe, sehe man in Deutschland kaum Chevrolets. Er sei zwar für Freihandel, aber nicht um jeden Preis, "Ich liebe den Freihandel, aber es muss ein kluger Handel sein, damit ich ihn fair nenne."
Das nordatlantische Verteidigungsbündnis Nato bezeichnete Trump als "obsolet", weil sie "vor vielen, vielen Jahren entworfen wurde", die Länder nicht das zahlten, "was sie zahlen müssten" und "weil sie sich nicht um den Terrorismus gekümmert hat". Ihm persönlich sei die Nato "sehr wichtig", aber nur fünf der 28 Staaten würden in das Verteidigungsbündnis einzahlen, was sie müssten. Das sei "sehr unfair" gegenüber den USA.
"Ob wir gute Deals mit Russland machen können?"
Zu den westlichen Sanktionen gegen Russland sagte Trump, Russland leide darunter im Moment schwer. "Aber ich glaube, da könnte manches gehen, von dem viele Leute profitieren würden." Die Menschen müssten schließlich miteinander auskommen und das tun, was sie tun müssen, um fair zu sein. Er wolle angesichts der Sanktionen der EU "mal sehen, ob wir ein paar gute Deals mit Russland machen können". Dies betreffe unter anderem eine mögliche Reduzierung des Atomwaffen-Arsenals.
Mit Kritik an Russland sparte der künftige US-Präsident letztlich aber nicht: So beanstandete er die russische Intervention in den syrischen Bürgerkrieg als "sehr schlechte Sache", die zu einer "schrecklichen humanitären Situation geführt" habe. Den Irak-Krieg bezeichnete er als möglicherweise schlechteste Entscheidung in der Geschichte der USA: "Wir haben da etwas entfesselt - das war, wie Steine in ein Bienennest zu schmeißen", sagte er zu dem von seinem Parteifreund George W. Bush im Jahr 2003 begonnenen Krieg. "Und nun ist es einer der größten Schlamassel aller Zeiten."
Die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran ließ Trump offen. Er wolle sich nicht in die Karten schauen lassen. Er sagte aber erneut: "Es ist eines der schlechtesten Abkommen, die je getroffen worden sind. Es ist eines der dümmsten Abkommen, die ich je gesehen habe." Trump kündigte zugleich an, seinen Schwiergersohn Jared Kushner mit der Vermittlung eines Nahost-Friedensabkommens beauftragten zu wollen.
Obamacare mit "Versicherung für jeden" ersetzen
Auch der "Washington Post" stand Trump am Sonntagabend Rede und Antwort. Besonderes Gewicht wurde in dem Gespräch auf die Gesundheitsreform Obamacare seines Amtsvorgängers Barack Obama gelegt. Trump kündigte an, sie mit einer "Krankenversicherung für jeden" ersetzen zu wollen. Die entsprechenden Pläne seien bereits weit gediehen, betonte er. "Es gab in einigen Zirkeln die Philosophie, dass man nichts bekommen soll, was man nicht zahlen kann. Das wird mit uns aber nicht passieren", versicherte der designierte US-Präsident. Zugleich wolle er gegen überteuerte Medikamente vorgehen.
Durch Obamacare haben etwa 20 Millionen US-Amerikaner Zugang zu einer Krankenversicherung erhalten. Kritiker führen jedoch die steigenden Kosten an. Viele Krankenversicherer haben unter Verweis auf "Obamacare" ihre Prämien erhöht und sich aus dem Programm zurückgezogen.
(APA/AFP/Reuters/dpa)
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