Nasa bangt um ihre Mars-Mission

  19 Januar 2017    Gelesen: 642
Nasa bangt um ihre Mars-Mission
Viel mehr als "Ich liebe die Nasa" hat Donald Trump bisher nicht über die US-Raumfahrtbehörde gesagt. Mehr als 17.000 Beschäftigte sorgen sich um ihre Zukunft. Mars- und Klimaforschung könnten mit dem neuen Präsidenten bald der Vergangenheit angehören.
Mars oder Mond? Zunächst einmal müssten die Schlaglöcher auf dem Boden zu Hause in den USA repariert werden, antwortete Donald Trump während des Wahlkampfs auf die Frage eines kleinen Jungen. Früher sei die US-Raumfahrtbehörde Nasa großartig gewesen. "Jetzt haben wir größere Probleme." Ansonsten erwähnte der designierte US-Präsident das Thema im Wahlkampf äußerst selten. Allerdings sagte er noch dieses: "Ich liebe die Nasa. Ich liebe das, wofür sie steht."

Wie so manche Aussagen von Trump stifteten auch die zur Raumfahrt Verwirrung, vor allem im Hauptquartier der Nasa in Washington. Was will Trump - und vor allem, was will er nicht? Konkrete Aussagen oder Ankündigungen gibt es von ihm dazu bislang keine. Trump und sein Team müssten "erstmal herausfinden, wie man eine Regierung führt", sagte der Raumfahrtexperte Keith Cowing dem "Houston Chronicle". "Ich glaube nicht, dass es für die Nasa schon einen großen Plan gibt. Das ist das letzte, woran sie gerade denken."

So bleibt den mehr als 17.000 Mitarbeitern der Nasa erstmal nichts anderes übrig, als abzuwarten und Gerüchte und Andeutungen zu interpretieren. Trumps angekündigte Steuerkürzungen wären jedenfalls kein gutes Omen für die extrem teuren und langfristigen Nasa-Missionen.

Die erste Frage vieler Beobachter aber ist meist: Wohin geht es? "Journey to Mars" (Deutsch etwa: Auf dem Weg zum Mars) ist seit einigen Jahren der viel zitierte Werbespruch der Nasa und Präsident Obama unterstützte das teure Vorhaben weitgehend. Mit Robotern und Sonden ist die Nasa bereits auf dem roten Planeten. Menschen sollen den Himmelskörper den derzeitigen Planungen zufolge Anfang der 2030er Jahre umrunden.

Mond ist "netter Ort für einen Besuch"

Trump aber könnte eine - von Obama abgelehnte, aber von vielen Republikanern unterstützte - Rückkehr zum Mond befürworten. Auf der Suche nach Ressourcen und möglicherweise sogar Siedlungsraum für Menschen. Nasa-Manager John Grunsfeld lehnte das allerdings kürzlich gegenüber der "New York Times" ab. "Der Mond ist ein netter Ort für einen Besuch, aber dort leben will man nicht. Zum Mars fliegen würde die Nasa wieder groß machen."

Startsystem und Transportkapsel für weite Flüge mit Menschen entwickelt die Nasa bereits. Das Space Launch System (SLS) und die Kapsel Orion sollen 2018 erstmals richtig getestet werden. Allerdings ist das Projekt extrem teuer und schon Obama hatte sich für die Abschaffung ausgesprochen. Ob die für 2020 geplante bemannte Asteroiden-Mission ARM starten kann, ist unklar. Das fast fertige Weltraumteleskop "James Webb", leistungsstarker Hubble-Nachfolger, dürfte auch wegen seiner schon Jahrzehnte laufenden Entwicklung bleiben.

Offen hat sich Trump vor allem gegenüber der Zusammenarbeit mit privaten Anbietern gezeigt. Das macht die Nasa bisher auch schon, unter anderem mit den Firmen SpaceX oder Orbital Sciences. Schon in diesem Jahr sollen auch wieder private US-Anbieter Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS bringen und damit die Abhängigkeit von Russland, die Trump Obama einst per Twitter vorwarf, beenden. An die ISS sind die USA noch bis 2024 gebunden.

Nasa soll sich auf Weltall konzentrieren

Sorgen machen sich derzeit aber vor allem die Klimawissenschaftler der Nasa. Die Raumfahrtbehörde betreibt ein riesiges Netz von Satelliten und Messstationen und kann so Daten zu allen möglichen Wetter- und Klimaphänomenen sammeln und veröffentlichen. Für unzählige Wissenschaftler auf der ganzen Welt bilden diese Daten die Grundlage ihrer Forschung. Zudem werden sie unter anderem für Schifffahrt, Landwirtschaft, Wettervorhersagen und Katastrophenwarnungen genutzt. Doch die beiden Trump-Berater Robert Walker und Peter Navarro zeigten sich in einem Gastbeitrag im vergangenen Jahr äußerst skeptisch: Die Nasa konzentriere sich zu sehr auf "politisch korrekte Beobachtung der Umwelt". Sie solle sich "auf Aktivitäten im tiefen Weltall fokussieren, nicht auf erdfokussierte Arbeit, die besser von anderen Behörden ausgeführt werden kann". Zum Beispiel die Klima- und Umweltbehörde NOAA. Wie sich diese Umschichtung des Aufgabenbereichs in der zukünftigen Budgetvergabe auswirken wird ist ebenfalls unklar.

Auch personell muss Trump bei der Nasa einige Entscheidungen fällen. Chef Charles Bolden, erster Afro-Amerikaner auf dem Posten, hatte seinen Rückzug schon vor der Wahl angekündigt. Der Republikaner Jim Bridenstine aus Oklahoma wird Gerüchten zufolge als Nachfolger gehandelt. Das von Trump ernannte mehrköpfige Übergangsteam trage aber vor allem die Handschrift von Boldens Vorgänger Michael Griffin, sagen Experten.

Bolden hatte seine Mitarbeiter nach der Wahl per Rundbrief erstmal zu beruhigen versucht. Demokraten und Republikaner ständen hinter der Arbeit der Nasa. Aber, so hatte er schon zuvor gesagt, "jeder, der behauptet, dass irgendwas sicher eine Amtsübergabe überlebt, ist verrückt".

Quelle: n-tv.de

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