Hintergrund der Maßnahme sind die Strafzinsen von 0,75 Prozent, die die Schweizerische Notenbank (SNB) seit Anfang 2015 ab einer gewissen Freigrenze auf bei ihr geparkte Einlagen erhebt. Sie kosten die Banken insgesamt mehr als eine Milliarde Franken. Vor allem die Privatbanken leiden unter der Gebühr - auch weil viele ihrer reichen Kunden angesichts der unsicheren Zeiten ihr Geld lieber in bar halten, und nicht in Aktien oder Anleihen stecken. Julius Bär zahlte laut dem Schweizer Magazin "Blick" allein in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres 14 Millionen Franken (13 Millionen Euro) Strafzinsen an die SNB.
Die Banken wollen ihre Kunden daher dazu bringen, ihr Geld in Wertpapiere zu investieren. "Wir verfolgen einen sehr kommerziellen Ansatz", hatte Bär-Chef Boris Collardi vergangenes Jahr in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" gesagt. Der Kundenberater könne die ihm entstehenden Kosten ausgleichen - "innerhalb der Kundenbeziehung über Dienstleistungen, Produkte oder Transaktionen", hatte Collardi gesagt. Das heißt, der Berater soll, wenn er nicht selbst zahlen will, seine Kunden dazu drängen, ihr Bargeld auf eine für die Bank günstigere Weise anzulegen.
"Betriebsrisiko auf Mitarbeiter abgewälzt"
Nicht nur bei Gewerkschaftsvertretern stößt dieses Modell auf Kritik. Die Berater gerieten damit in eine Zwickmühle geraten, sagte die Geschäftsführerin des Schweizerischen Bankpersonalverbands dem "Blick". "Denn ihre Stelle und ihr Gehalt hängen direkt von den Kundengeldern ab, die sie betreuen". Ein Betriebsrisiko dürfe grundsätzlich nicht auf Mitarbeiter abgewälzt werden. Auch bei anderen Banken sei zu hören, dass die Praxis bei Julius Bär, "absurd" sei, berichtet der "Blick" weiter.
Die Großbanken UBS und Credit Suisse reichen Negativzinsen bislang an Großkunden und Firmenkunden weiter. Strafgebühren für Privatsparer sind in der Schweiz bislang die Ausnahme. Die SNB will mit den Negativzinsen den Franken unattraktiv für Investoren machen und somit eine weitere Aufwertung verhindern.
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