Großer Indianer mit geputztem Federschmuck

  26 Januar 2017    Gelesen: 466
Großer Indianer mit geputztem Federschmuck
Bis ein neuer Grand Cherokee das Licht der Autosalons erblickt, wird sich die Jeep-Gemeinde noch gedulden müssen. Um den Klassiker begehrenswert zu halten, hat der Hersteller nun ein paar Frischzellen injiziert.
Woran niemand so recht glauben wollte, ist eingetreten: Jeep geht es unter dem Fiat-Dach gut, produziert ein Rekordjahr nach dem anderen. Allerdings dürfte das weniger am Geschick der italienischen Manager liegen als vielmehr an der Tatsache, dass alles, was irgendwie nach SUV aussieht, derzeit bei der Auto-Kundschaft Speichelabsonderung hervorruft. In Deutschland kann die Jeep-Vertretung von manchen Modellen gar nicht so viele Exemplare heranschaffen, wie Nachfrage da wäre. Knapp 14.800 Neuzulassungen der US-Geländewagenmarke registrierte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) im vergangenen Jahr. Das Modell Grand Cherokee – nicht eben das Preiswerteste, was Jeep zu bieten hat - rangierte dabei auf dem zweiten Platz der Nachfrage-Statistik.

Bevor Mitte dieses Jahres ein neues Modell Compass, Ende 2018 der neue Grand Cherokee und im Jahr 2019 ein Jeep Pick-Up anrollen, hält der runderneuerte große Indianerhäuptling die Stellung. Mit global rund 5,5 Millionen gebauten Exemplaren hat er ohnehin nahezu ein Drittel des Gesamtabsatzes der Marke seit 1941 beigetragen. Die deutschen Ziele sind für Jeep durch das Erreichen von einem Prozent Marktanteil definiert. Das soll im Jahr 2018 erreicht sein und würde dann ein Volumen von rund 30.000 Autos bedeuten. Dazu müsste der kommende Compass eine ordentliche fünfstellige Summe beitragen.

Spezielle Gesichtskosmetik

Alle Versionen des Grand Cherokee 2017 zeichnen sich durch eine spezielle Gesichtskosmetik aus. Der schmalere Grill ist schwarz maskiert und die Scheinwerfer wurden mit einem Designertrick in diese Optik integriert. LED-Nebelscheinwerfer haben ihren Weg in die Serienausstattung gefunden. Der Schalthebel für die Achtgang-Automatik hat eine neue Haptik bekommen, was ihn laut Jeep griffiger und bedienfreundlicher machen soll. Auf dem 8,4 Zoll großen Touchscreen kann die Internet-Verbindung übers Smartphone gesteuert und die Verkehrsinformation in Echtzeit abgerufen werden. Spurhalte- und Parkassistent, der das Auto sowohl in Längs- als auch in Quertaschen bugsiert, komplettieren das Angebot elektronischer Helferlein. Die sensorabhängige Steuerung der nunmehr rein elektrischen Lenkung akzeptiert beim Längseinparken allerdings nur Lücken, die vorn und hinten rund einen Meter Platz lassen.

Ergänzt wird das Angebot durch die Einführung des offroad-orientierten Modells Trailhawk, zu dessen serienmäßigen Merkmalen die Luftfederung zur Erhöhung der Bodenfreiheit zählt, sowie der bewährte Allradantrieb Quadra-Drive II nebst Selec-Terrain-System und Sperrdifferenzial. Die Einstellung auf verschiedene Untergrund-Beschaffenheiten funktioniert per Drehrad und ist kinderleicht. Erwartungsgemäß zeigte das System bei der Testfahrt durch verschneite Buchenwälder keine Schwächen, bremste beispielsweise auf Bergabfahrt so sanft und spurtreu ab, dass selbst Offroad-Novizen ihre Scheu vor einem Hardcore-Geländeeinsatz ablegen können.

Extras im Wert von 6000 Euro

Jeep rechnet vor, dass durch besondere 18-Zoll-Alus, Leder-Velours-Polsterung, belüftete Sitze und andere Schmankerln Extras im Wert von rund 6000 Euro verbaut seien, die in der Trailhawk-Version für nur 4000 Euro Aufpreis zu haben seien. Alle neuen Grand Cherokees haben Bi-Xenon-Licht in der Basisausstattung.

Sportliche Speerspitze im Sortiment bleibt das Modell SRT, das es in der Vergangenheit auf stolze zehn Prozent des deutschen Grand-Cherokee-Volumens gebracht hat. In dem diesel-dominierten Segment mit einem V8-Benziner zu reüssieren, ist gewiss aller Ehren Wert und spricht für die Vorlieben bestimmter Kreise, wenn schon amerikanisch, dann auch echt und oktan-getränkt einzukaufen. Öffnungen auf der Motorhaube und eine geänderte Bugschürze machen den 468-PS-Boliden bullig und geben ihm die authentische Würze. Eine aktive Geräuschunterdrückung hemmt laut Hersteller die Schall-Immissionen von Abrollvorgang und Fahrtwind, was sich jedoch auf dem dämpfenden Geläuf eines verschneiten Waldweges nicht verifizieren ließ.

Gerade so eben unterhalb von 50.000 Euro ist die günstigste Version des Grand Cherokee zu haben. Dafür ist das SUV mit einem 190 PS leistenden Dreiliter-Diesel versehen. 60 PS mehr und ein kräftiger Zusatzschluck aus der Ausstattungspulle machen eine Limited-Version aus, die 60.400 Euro kostet. Der 3.6-Liter-V6-Benziner spielt auf dem deutschen Markt so gut wie keine Rolle, jedoch ist bemerkenswert, dass er in der Grundausstattung teurer als der Diesel ist, während er als "Limited" 2000 Euro weniger als der vergleichbare Selbstzünder kostet. Für die stolze Summe von 87.900 Euro legen sich betuchte Kunden eine SRT-Variante zu, von der sie zweierlei wissen: Die Komfortausstattung lässt so gut wie keine Wünsche offen, und würden sie einen ähnlichen Allradler ordern, die als Verzierung die Buchstaben AMG trägt, wären sie deutlich mehr als 100.000 Euro los.

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