Ich rate zu mehr Ruhe und finde es falsch, dass professionelle Medien jetzt sozialen Medien helfen sollen, Fake News zu identifizieren und Fakten zu checken.
Und weiter: „George Orwell war harmlos dagegen. Ich habe den Eindruck, dass gerade ein paar Grundprinzipien freiheitlicher Gesellschaftsordnung mit Füßen getreten werden“, so Döpfner. Ohnehin seien „Fake News“ kein neues Phänomen. Schon seit Jahrhunderten tauschten Menschen auf Marktplätzen oder in Kneipen Gerüchte aus. Mit dem Aufkommen Sozialer Medien wie Facebook sei das Problem allenfalls offensichtlicher geworden. Damals wie heute gelte jedoch, dass Journalisten die eigentlichen „Fact Checker“ seien.
Empört zeigt sich Döpfner auch über das Vorhaben seitens Facebook, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF beim Kampf gegen Fake News ins Boot zu holen. Der Versuch „Gebührengelder zu missbrauchen“, um die Glaubwürdigkeitskrise des Silicon Valley-Konzerns zu lösen, mache ihn sprachlos.
Döpfner, der neben seiner Führungsrolle im Hause Axel Springer auch als Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger fungiert, ist mit Blick auf die Berichterstattung zum Brexit und dem neuen US-Präsidenten Donald Trump überdies durchaus auch zur Selbstkritik fähig:
Vielleicht haben wir auch durch weltfremde Political Correctness Vertrauen eingebüßt.
Den offenkundig wachsenden Graben zwischen politischen und medialen Eliten auf der einen und der Bevölkerung auf der anderen Seite will Döpfner künftig ernster nehmen. Einiges klingt dabei wie eine Generalabrechnung mit dem herrschenden Mainstream und wirkt in Zeiten von Kontaktschuldprinzip und Redeverboten durchaus überraschend:
Ein guter Journalist redet mit jedem, auch mit halbseidenen Figuren, zur Not auch mit Verbrechern und Diktatoren, aber hält bei allen, selbst bei Idealisten und Weltverbesserern, den nötigen Abstand. Und dieser Abstand ist in einigen Fällen immer geringer geworden.
Bis zum sogenannten Recherchebüro Correctiv oder gar zu Facebook scheinen Döpfners Worte jedoch noch nicht durchgedrungen zu sein. Auf die durchaus mannigfaltige Kritik nach der Ankündigung, das dubiose Projekt Correctiv zum Wächter über die Wahrheit zu ernennen, reagierte dessen Herausgeber David Schraven bisher nicht direkt. Äußerst ungelenk macht es sich Schraven stattdessen in der Opfer- und Märtyrerrolle gemütlich. Im Kampf um die Wahrheit werde man von dunklen Mächten attackiert.
Zu diesen, so Schraven, gehöre auch Der Spiegel, welcher nur deshalb einen kritischen Artikel über Bodo Hombach veröffentlicht hatte, weil dieser – in seiner Funktion als Ethikrat-Gründungsvorsitzender von Correctiv – nicht mäßigend auf Schraven eingewirkt habe. Zuvor, so Schraven, soll Michael Maier, Herausgeber der Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN), Hombach erpresst haben, da Correctiv Maiers Publikation als „Medium der Rechten“ diskreditiert hatte. Die fehler- und lückenhafte Correctiv-Recherche mühte sich mit ähnlichen Vorwürfen auch gegen RT Deutsch ab.
Schraven postuliert weiter: Nachdem Hombach sich weigerte, seinen Einfluss in Sachen DWN vs. Correctiv geltend zu machen, erschien im Spiegel ein Hombach-kritischer Artikel, der einen mutmaßlich schmutzigen Immobiliendeal zwischen Hombach und der Brost-Stiftung, welche auch der Hauptfinanzier von Correctiv ist, thematisiert.
Inwiefern der Herausgeber der Deutschen Wirtschafts Nachrichten die Berichterstattung des Spiegels beeinflussen kann, bleibt weitestgehend offen. Möglicherweise gelang Maier dies über Bande durch Kontakte zur Wochenzeitung Stern, deutet Schraven an. Es klingt nach einer wilden Verschwörungstheorie, oder eben nach Fake News. Doch zum Glück für Correctiv ist man ja künftig selbst Herr über die Wahrheit. In der Tat: Orwell war harmlos dagegen.
Quelle:rt deutsch
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