Das kreative Amerika appelliert an Trump

  06 Februar 2017    Gelesen: 385
Das kreative Amerika appelliert an Trump
Das Finale der US-Football-Profiliga NFL ist alljährlich ein riesiges TV-Ereignis - und gleichzeitig ein Wunderland der Werbebranche. Fünf Millionen Euro kostet in diesem Jahr ein 30-sekündiger Spot. Und viele Konzerne nutzen diese Zeit für politischen Protest.
US-Präsident Donald Trump ist begeistert vom Super-Bowl-Triumph der New England Patriots. "Unglaubliches Comeback der Patriots", twitterte der 70-Jährige nach dem Sieg des Teams von Star-Quarterback Tom Brady - einem persönlichen Freund des Republikaners. Dass er die Übertragung des Spiels in seinem Golfclub in Florida dennoch schon kurz vor 21 Uhr Ortszeit verlassen hat, könnte sowohl am Spielstand zu diesem Zeitpunkt gelegen haben (für die Patriots zeichnete sich zunächst eine Niederlage ab), oder aber an den ungewöhnlich politischen Werbespots von US-Firmen wie Budweiser, Coca Cola und AirBnB.

Die Spots drehten sich um Menschen verschiedener Herkunft - um Einwanderung, Akzeptanz und eine bunte Gesellschaft. Besonders viel Aufmerksamkeit erregte die US-Biermarke Budweiser mit dem Clip unter dem Slogan "Born The Hard Way", was übersetzt so viel heißt wie "Auf die harte Weise geboren" oder "Er hatte ein schwieriges Leben". Erzählt wird die Geschichte des aus Rheinland-Pfalz stammenden Adolphus Busch (1839-1913), des späteren Mitbesitzers der Brauerei, die heute unter dem Namen Anheuser Busch firmiert.

Der Werbefilm zeigt eine mühselige Überfahrt und Buschs Probleme bei der Ankunft in den Vereinigten Staaten: "Wir wollen dich hier nicht!", wird er angebrüllt. "Geh zurück nach Hause!" Schließlich schlägt er sich erfolgreich nach St. Louis im US-Bundesstaat Missouri durch - und gründet die Biermarke Budweiser. Angesichts der weltweiten Protestwelle gegen die Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump traf der Spot die aktuelle Stimmung perfekt. Schon vor seiner Ausstrahlung beim Super Bowl verbreitete er sich im Internet rasend schnell.

Fünf Millionen Dollar für 30 Sekunden

Auch die Spots von Coca Cola und AirBnB nahmen sich der Einwanderungsdebatte an - und beide Konzerne plädierten ebenfalls für ein weltoffenes und tolerantes Amerika. Im Spot des Online-Wohnungsvermittlers AirBnB hieß es etwa: "Wir glauben, dass egal, wer Du bist, wo Du herkommst, wen Du liebst oder wen Du anbetest - wir alle gehören dazu. Die Welt ist viel schöner, wenn Du sie akzeptierst."

Der Super Bowl ist traditionell auch ein Schaulaufen der Werbebranche. Für einen 30-Sekunden-Sendeplatz wurden in diesem Jahr fünf Millionen Dollar fällig. Die Mercedes-Sportwagentochter AMG engagierte für ihren Spot die preisgekrönten Hollywood-Regisseure Joel und Ethan Coen. US-Star Justin Timberlake bewarb einen Getränkeproduzenten.

Doch nicht nur auf der Leinwand gab es Protest gegen den Protektionismus und die Islamfeindlichkeit der neuen US-Regierung. Bereits mehrere Stunden vor dem Spiel des Jahres hatten sich auch in den Straßen von Houston Hunderte Demonstranten versammelt, um gegen Trumps Einreisestopp zu protestieren. Sie zogen unter Sprechchören friedlich durch die Stadt Richtung Stadion, bevor der Zug sich schließlich auflöste.

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