Die Italiener sind es gewohnt, für vergleichsweise wenig Geld hervorragendes Obst- und Gemüse zu kaufen. Das meiste davon kommt frisch aus der Region. Italien ist ein großer Obst- und Gemüsegarten. Zur Zeit jedoch trauen viele Kunden ihren Augen nicht.
Das Angebot sei viel kleiner als sonst, die Preise seien drastisch gestiegen, beklagt die Kundschaft: "Auberginen, Zucchini, Paprika, Tomaten … alles! Die Preise sind hoch gegangen. Als es noch nicht geschneit hatte, haben sie mir gesagt: Kaufen Sie heute Brokkoli und Kohlrabi, ihr ganzes Gemüse. Denn am Montag nach dem Frost steigen die Preise."
Spinat von drei auf sieben Euro verteuert
Es kam schlimmer, als die meisten erwartet hatten. Viele Gewächshäuser sind unter Schnee und Eis zusammengebrochen, Transportwege waren wegen der Schneemassen nicht befahrbar. Tonnen von Gemüse sind auf den Feldern verrottet, erzählt ein Gemüseverkäufer aus Palermo: "Alles verdorben, in der Nacht durch den Hagel und den Schnee. Die Lastwagen können nicht fahren. Das Obst hat sich nur um zehn, 20 Cent verteuert. Doch das Gemüse! Salat kostet zwei Euro, Kohl bis drei Euro auf dem Markt! Vorher hat eine kleine Kiste Spinat drei Euro gekostet, ein Bund ging für 50 Cent weg. Heute kostet die kleine Kiste sieben Euro. Da muss man den Bund zu einem Euro verkaufen. Wer kauft schon einen Kohlkopf für fünf Euro?"
Ernteausfälle allerorten. In Rom sind die Preise einiger Gemüsesorten um mehr als 300 Prozent gestiegen. Da vielerorts auch Jungpflanzen zerstört wurden und eine neue Aussaat nicht möglich war, werde Obst und Gemüse so schnell nicht weniger kosten, prognostiziert Lorenzo Bazzana vom italienischen Landwirtschaftsverband Coldiretti.
"Wir haben es hier mit einem Pänomen zu tun, das im ganzen Mittelmeergebiet verbreitet ist. Auch in anderen Ländern hat es Schäden gegeben, in Spanien, aber auch Frankreich." Auch in der Türkei habe das Wetter der Produktion geschadet. "Ich glaube, deshalb wird es auch in den nächsten Wochen noch einen Mangel geben", so Bazzana.
Schäden von mehreren Hundert Millionen Euro
Besonders stark betroffen sind die Gemüsebauern in Apulien, wo im Winter normalerweise nur noch selten Schnee fällt. Massive Schäden gab es aber auch in den meisten anderen südlichen Regionen Italiens. Für eine endgültige Schadensbilanz ist es allerdings noch zu früh.
"Die Schäden liegen sicher bei Hunderten von Millionen Euro. Bei Gemüse vom Feld haben wir massive Ausfälle. Produkte aus Treibhäusern gibt es nur in reduziertem Umfang und zum Beispiel bei Erdbeeren sind wir zu spät dran." Bei Weintrauben, Pfirsichen und Aprikosen müsse sich noch zeigen, wie groß die Schäden seien.
Dabei hat die italienische Landwirtschaft noch unter einem anderen großen Problem zu leiden: Durch die Erdbeben in Zentralitalien haben Tausende Bauern Haus und Hof verloren und die Erde kommt einfach nicht zur Ruhe. In den betroffenen Regionen ist inzwischen die Milchproduktion deutlich gesunken. Der Grund: Die Kühe sind gestresst durch die nicht enden wollenden Nachbeben.
Quelle:tagesschau
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