Vonn lässt sich von Tennis-Star inspirieren

  13 Februar 2017    Gelesen: 799
Vonn lässt sich von Tennis-Star inspirieren
Erst Bronze in der Abfahrt, dann fachsimpeln mit Tennis-Star Roger Federer: Für Lindsey Vonn hat sich die Ski-WM in St. Moritz doch noch gelohnt. Schließlich verlässt die 32-Jährige die Schweiz mit einem weiteren Rekord.
Lindsey Vonn hatte gerade in ihrer außergewöhnlichen Karriere einen weiteren Rekord erreicht, als im Zielraum eine Überraschung auf die wartete. Der Schweizer Tennis-Star Roger Federer, der vor zwei Wochen die Australian Open gewonnen hatte, war an diesem Sonntag zu den Abfahrten nach St. Moritz gekommen. Er sah, wie die Amerikanerin bei ihren siebten alpinen Ski-Weltmeisterschaften ihre neunte Medaille gewann. Während anschließend die Männer um Gold, Silber und Bronze kämpften, stand Vonn neben Federer und dessen Frau im Zielraum.

Die beiden kennen sich seit ein paar Jahren, haben bei einem PR-Termin ein Tennis-Showduell ausgetragen. Offenbar hinterließ Federer damals großen Eindruck bei Vonn. Er sei "Inspiration für mich", hatte sie jedenfalls kurz vor WM-Beginn bei einem Pressetermin gesagt. Die Leute hätten ihm nicht mehr zugetraut, mit 35 Jahren einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. "Sie haben gesagt, er sei zu alt." Das hat sie ein bisschen an ihre eigene Situation erinnert. Vonn ist 32 Jahren längst nicht die ältestes Skirennläuferin bei den Titelkämpfen im Engadin, aber nun die älteste, die jemals bei einer WM eine Medaille gewann. Sie löste die Österreicherin Anita Wachter ab, die 1999 in Vail einen Tag vor ihrem 32. Geburtstag Bronze im Riesenslalom gewonnen hatte. Doch es war nicht Vonns Alter, das Zweifel aufwarf, ob sie es auch in St. Moritz wieder aufs Podest schaffen würde.

Erst drei Wochen vor Beginn der Titelkämpfe hatte die viermalige Gesamtweltcupsiegerin ihr Comeback nach einem Armbruch gegeben. Einen ersten Beweis, dass sie noch immer zu den Besten gehört, lieferte sie gleich in ihrem zweiten Rennen. Vonn hat die Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen gewonnen und danach in Skistiefeln zu den Rhythmen einer Schweizer Kapelle getanzt. "Eine Medaille in St. Moritz", sagte sie, "wäre die Kirsche auf der Torte." Aber die ersten Rennen liefen es nicht gut bei der WM. Im Super-G schied sie aus, die Kombination beendete sie als Fünfte. Die letzte Chance hatte sie in der Abfahrt - und die nutzte sie. Ausnahmsweise empfand Vonn Platz drei nicht als Niederlage. "Bronze fühlt sich für mich wie Gold an. Ich bin dankbar, dass ich eine Medaille geholt habe."

"Bronze fühlt sich an wie Gold"

Herausragende Athletinnen gibt es im Frauen-Skisport trotz der Rücktritte von Tina Maze oder Maria Höfl Riesch immer noch viele, aber keine hat eine derartige Strahlkraft wie Lindsey Vonn. Ihre herausragenden Leistungen, ihr ungebrochener Ehrgeiz sind die eine Seite, ihr Hang, bisweilen zu übertreiben, die Inszenierung als Drama-Queen die andere. In ihrer Karriere erlitt sie zwei Kreuzbandrisse, einen Knöchelbruch, die Knieverletzung im vergangenen Jahr und zuletzt die komplexe Oberarmblessur, die auch noch Taubheitsgefühle in der Hand nach sich zog.

Bei der WM befestigte sie den Skistock mit einem Tape an der lädierten Hand, weil sie noch immer nicht richtig zugreifen kann. Dazu kommen innere Verletzungen. Seit Jahren leidet sie an Depressionen. Im Ski-Weltcup versucht sie die dunkle, traurigen Seiten ihres Lebens aber meist wegzulächeln und gibt sich als Strahlefrau. Vonn definiert sich noch immer so sehr wie nur wenige Athletinnen über ihren Sport. "Ich weiß gar nicht, was ich mache, wenn ich mal aufhöre mit Skifahren", gibt sie zu.

77 Weltcup-Rennen hat sie in ihrer Karriere gewonnen, es gibt nur noch eine wichtige Bestmarke, die es zu knacken gilt: Die 86 Erfolge des Schweden Ingemar Stenmark. "Das ist meine Motivation." Getrieben von der Jagd nach Rekorden setzt sie ihre Gesundheit aufs Spiel. Aber "Für mich ist Skifahren wie Luft", sagte sie. "Ohne Skifahren wäre das Leben nicht schön genug."

Quelle: n-tv.de

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