Klitschko offenbar als Bürgermeister von Kiew wiedergewählt

  16 November 2015    Gelesen: 533
Klitschko offenbar als Bürgermeister von Kiew wiedergewählt
Bei der zweiten Runde der Kommunalwahlen in der Ukraine ist der einstige Boxweltmeister Vitali Klitschko offenbar als Bürgermeister der Hauptstadt Kiew wiedergewählt worden. Der 44Jährige kam laut Nachwahlbefragungen bei der Stichwahl auf 65 bis 71,8 Prozent der Stimmen. Sein Rivale Borislaw Beresa, der früher beim rechtsextremen Prawy Sektor war, lag demnach bei rund 30 Prozent.
Klitschko gehörte zu den Anführern der proeuropäischen Massenproteste, die im Februar 2014 zum Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch führten. Der frühere Profiboxer hatte zunächst für das Präsidentenamt kandidiert, sich dann aber hinter den Milliardär Petro Poroschenko gestellt. Im Mai 2014 wurde er zum Bürgermeister von Kiew gewählt. Angesichts einer Bilanz, die bislang nicht viele Einwohner der Drei-Millionen-Einwohner-Stadt beeindruckte, gelang ihm die Wiederwahl nicht gleich im ersten Durchgang.

In Dnipropetrowsk an der Grenze zum Separatistengebiet in der Ostukraine wurde ein Vertrauter des umstrittenen Oligarchen Igor Kolomoiski ins Rathaus gewählt. Boris Filatow kam in der Industriestadt auf 62 Prozent der Stimmen. Er setzte sich damit gegen Olexander Wilkul durch, der bis zum Sturz Janukowitschs drei Monate stellvertretender Ministerpräsident der Ukraine gewesen war. In der Industriestadt Pawlograd, die ebenfalls in der Region Dnipropetrowsk liegt, setzte sich ein Kandidat der prorussischen Opposition gegen den Kandidaten von Kolomoiskis Partei Ukrop durch.

Im westukrainischen Lemberg (Lwiw) wurde Amtsinhaber Andrej Sadowji mit mehr als 60 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Sadowji ist Parteichef der proeuropäischen Bewegung Samopomitsch (Selbsthilfe), die in Kiew an der Regierungskoalition beteiligt ist.

Die erste Runde der Kommunalwahl vor drei Wochen war von dem Konflikt zwischen Kiew und den prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine überschattet worden. In der ostukrainischen Hafenstadt Mariupol, der letzten größeren Stadt in der Konfliktregion unter Kontrolle der Zentralregierung, wurde die Abstimmung kurzfristig abgesagt. In den Rebellengebieten wollen die Separatisten im kommenden Jahr eigene Wahlen abhalten.

Die Kommunalwahl galt als wichtiger Test für Poroschenko, der durch ein Erstarken der prorussischen Opposition in den Kommunen und Regionen geschwächt werden könnte. Bereits im ersten Durchgang war der prorussische Bürgermeister der Hafenstadt Odessa, Gennadi Truchanow, im Amt bestätigt worden. Der von Poroschenko unterstützte Deutsch-Ukrainer Sascha Borowik landete auf dem zweiten Platz. Der proeuropäische Gouverneur der Region Odessa, Georgiens ehemaliger Präsident Michail Saakaschwili, erkannte das Ergebnis nicht an und warf den örtlichen Behörden Wahlfälschung vor.

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