Trump verstrickt sich in Widersprüche

  17 März 2017    Gelesen: 742
Trump verstrickt sich in Widersprüche
Jetzt rudert der Präsident selbst zurück: Er habe keine Beweise für seine Abhör-Vowürfe gegen Amtsvorgänger Obama vorgelegt, sagt US-Präsident Trump. Er habe die Informationen aus den Medien - doch die haben ganz anders darüber berichtet.
US-Präsident Donald Trump hat eingeräumt, seinen Lauschangriff-Vorwurf gegen Amtsvorgänger Barack Obama ohne stichhaltige Belege vorgebracht zu haben. Trump sagte in einem am Mittwochabend ausgestrahlten Fernsehinterview, er habe sich auf Medienberichte gestützt. In den von ihm konkret genannten Berichten war allerdings keineswegs die Rede davon, dass Obama die Telefone im Trump Tower habe anzapfen lassen, wie Trump Anfang März behauptet hatte.

Für die ungeheuerliche Anschuldigung, die Trump gegen seinen Vorgänger erhob, vermochten auch die Sicherheitsbehörden bislang offensichtlich dem Kongress keinerlei Belegmaterial zu präsentieren. Führende Vertreter des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus sagten, sie hätten bislang keinerlei Belege gesehen. Trump hatte den Kongress aufgefordert, seinem Spähangriff-Vorwurf nachzugehen.

Dem TV-Sender Fox News sagte der Präsident auf die Frage, wie er von der vermeintlichen Überwachung erfahren habe: "Ich habe über einige Sachen gelesen." Er verwies auf einen Artikel der "New York Times" vom 20. Januar und "andere Dinge", die er zu dem Thema gelesen habe. Trump hat die "New York Times" wiederholt als "unehrlich" und "versagend" beschimpft.

"Denke nicht, dass dies der Fall ist"

In dem zitierten Artikel war aber nicht die Rede davon, dass Trumps Telefone im New Yorker Trump Tower abgehört worden seien. Die Zeitung berichtete vielmehr, dass im Rahmen der Untersuchungen durch die Sicherheitsbehörden und Geheimdienste zu den mutmaßlichen Verbindungen zwischen dem Trump-Team und russischen Regierungsmitarbeitern "abgefangene Kommunikation und finanzielle Transaktionen" unter die Lupe genommen würden. In dem Artikel hieß es: "Es ist unklar, ob die abgefangene Kommunikation irgendwas mit der Wahlkampagne von Herrn Trump oder mit Herrn Trump selbst zu tun hatte."

Der Präsident zitierte auch den Fox-News-Journalisten Bret Baier als seine Quelle. Dieser hatte am Vorabend von Trumps Lauschangriff-Vorwurf den Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, interviewt. Baier fragte Ryan, ob er darüber besorgt sei, dass die Obama-Regierung möglicherweise das Trump-Team habe überwachen lassen. Ryan bestritt, dass es eine solche Überwachung gegeben habe: "Ich denke nicht, dass dies der Fall ist."

Trump hielt in seinem jetzigen Interview dennoch an seinem Spähangriff-Vorwurf fest. Er habe in seinen damaligen Botschaften im Internetdienst Twitter nicht die Telefonüberwachung im engeren Sinne gemeint, sondern viele mögliche Formen der Überwachung. Allerdings hatte Trump in einem Tweet wörtlich geschrieben, dass Obama seine "Telefone angezapft" habe.

"Sehr bald" neue Informationen

Trump sagte im Übrigen, dass er nicht ausführlicher über seine Vorwürfe sprechen wolle, da seine Regierung dem Geheimdienstausschuss "sehr bald" neue Informationen dazu übermitteln werde.

Der republikanische Ausschussvorsitzende Devin Nunes hatte zuvor über die Spähangriff-Vorwürfe gegen Obama gesagt: "Wir haben keinen Beleg dafür, dass dies geschehen ist." Er denke nicht, dass es tatsächlich eine solche Abhöraktion im Trump Tower gegeben habe, sagte Trumps Parteikollege. In den Vortagen hatte Nunes die vom Präsidenten erhobenen Vorwürfe hingegen noch verteidigt.

Auch der Obmann der oppositionellen Demokraten in dem Gremium, Adam Schiff, sagte, bisher habe der Ausschuss "keinen Beweis irgendwelcher Art" gesehen. Er sei "tief beunruhigt" darüber, dass der Präsident eine solche Anschuldigung ohne Grundlage erhebe, sagte Schiff.

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