Bereits im vergangenen September wurde nach ARD-Recherchen bekannt, dass deutsche Firmen bis 2011 in großem Umfang Chemikalien nach Syrien geliefert haben, die dort potenziell zur Herstellung von Chemiewaffen eingesetzt werden können. Von 140 Tonnen war die Rede, die zur Sarinproduktion verwendet werden können. Doch das war offesichtlich nur der Gipfel des Eisbergs: Denn die deutschen Unternehmen haben laut ARD-Informationen ab Anfang der 1980er-Jahre auch Material zum Bau von Giftgas-Fabriken geleifert.
Die Rede ist von Pumpen, Steueranlagen, Kontrollventilen und Chemiewaschanlagen, aber auch von 2400 Tonnen Schwefelsäure, mit der man das Nervengas Sarin herstellen kann. Das berichtet der Radiosender 1live. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) schreibt, dass der Handel über zehn Jahre ging und nennt einen Zeitraum von 1982 bis 1993. Die Liste mit den Material-Lieferungen stammt laut einem Bericht des Handelsblatts vom OPCW. Sie habe diese dem Auswärtigen Amt übermittelt.
Lieferungen waren zu diesem Zeitpunkt legal
Nicht nur Deutschland, auch andere Länder finden sich auf der Liste der Lieferanten. Die Bundesregierung will die Firmennamen nicht nennen. Sie sagte nach Informationen der Süddeutschen Zeitung dazu: "Bereits ein Bekanntwerden der Namen im Zusammenhang mit der Diskussion um die syrische Chemiewaffenproduktion kann für die betroffenen Unternehmen schwerwiegende Folgen haben, die bis zur Existenzbedrohung führen können."
Es handele sich um "Geschäftsgeheimnisse". Laut Bundesregierung waren die meisten Lieferungen legal, da zu diesem Zeitpunkt noch keine Kontrollverfahren bestanden. Der Rüstungsexperte und Bundestagsabgeordnete der Linken, Jan van Aken, fordert eine vollständige Aufklärung: Wer Giftgasfabriken im Ausland mit aufbaut, dürfe sich nicht in der Anonymität verstecken, sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Im August letzten Jahres wurden in Syrien bei einem Giftgas-Angriff mehr als 1400 Menschen getötet.
Quelle:rp-online
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