Titel-Vettel prescht wieder nach vorn

  17 April 2017    Gelesen: 830
Titel-Vettel prescht wieder nach vorn
Nun liegt Sebastian Vettel wieder vorn. Sieben Punkte Vorsprung hat der Ferrari-Pilot nach seinem Sieg beim Großen Preis von Bahrain auf den WM-Zweiten Lewis Hamilton. Dabei greift dessen Team zu einem nicht ganz sauberen Mittel. Glücklich ist Rückkehrer Wehrlein.
Rosenwasser? Das ist nichts für Sebastian Vettel. Er braucht etwas Stärkeres. "Darf man an Ostern was trinken? Ich denke, ja", scherzte der viermalige Weltmeister nach seinem Sieg im Formel-1-Ferrari beim Großen Preis von Bahrain. Beim Blick auf die Ergebnisse rieb sich Sebastian Vettel immer wieder die Hände. Der 29-Jährige weiß: In diesem Jahr kann er seine Titel-Flaute beenden. Nach den vier Erfolgen nacheinander im Red Bull von 2010 bis einschließlich 2013 lief es nicht mehr. Das letzte Red-Bull-Jahr (2014) war eine Enttäuschung, dem zunächst vielversprechenden Auftakt bei Ferrari folgte ein schweres zweites Jahr. In seiner dritten Saison bei den Roten kann Vettel den Beginn einer neuen Ära schaffen. Die Leichtigkeit ist wieder da, gepaart mit Entschlossenheit. Und dazu auch mit fast 30 noch immer etwas Lausbübisches.

Mercedes kontert mit Teamorder

Mit dem zweiten Sieg im dritten Rennen und damit dem besten Saisonstart der Scuderia seit 2008 ist Vettel nun erstmal der, den es zu schlagen gilt. Das weiß Hamilton, das reizt Hamilton. "Ich fühle Schmerz in meinem Herzen, wenn ich Zweiter werde", sagte der dreimalige Weltmeister, der nach der gemeinsamen guten Laune auf dem Podest knapp zwei Stunden später in der Mercedes-Unterkunft doch deutlich niedergeschlagener wirkte: "Ich versuche immer so gut wie möglich damit umzugehen. Dabei hat Mercedes seinem Star-Fahrer sogar künstlich eine bessere Position verschafft. Teamchef Toto Wolff sprach danach von einer harten und unpopulären Entscheidung. Sie ging zu Lasten von Valtteri Bottas, als er hinter Vettel, aber noch vor Hamilton fuhr. Der Brite war auf einem anderen Reifensatz unterwegs und verlor beim Hinterherfahren unnötig Zeit. Eine Teamorder musste her. "Wir machen das nicht gern, aber wenn der Moment kommt, in dem der Rennsieg in Gefahr ist, werden wir immer so entscheiden, um ihn zu holen", erklärte Wolff. In Bahrain half es nur so viel, dass Hamilton Platz zwei rettete und damit statt zehn sieben Punkte Rückstand im Klassement auf Vettel hat.

Valtteri Bottas, der Nachfolger des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg, musste Hamilton nach Anweisung sogar gleich zweimal passieren lassen. Der 27-jährige Finne räumte ein, dass es das Schlimmste sei, was man als Fahrer zu hören bekommen könne. Aber so sei das Leben. "Ich verstehe das Team diesbezüglich total", sagte Bottas, dessen Freude über die erste Pole im 80. Versuch dahin war. Seine eigenen Ansprüche im Titelkampf untermauerte Bottas mit seinem Entgegenkommen nicht unbedingt. Er betonte: "Ich bin definitiv ein Teamplayer, also würde ich (zu einer Teamorder) nicht nein sagen."

Wehrlein hat die Pause nicht geschadet

Er grinste. Und er hatte beim Blick auf die Ergebnisse allen Grund dazu. Platz elf für Pascal Wehrlein in seinem ersten Rennen für Sauber. Die beste Platzierung für das Team in diesem Jahr. "Um ehrlich zu sein, glücklicher könnte ich nach dem Wochenende nicht sein", sagte Wehrlein. Nach einem Crash beim Race of Champions Ende Januar und drei gebrochenen Brustwirbeln hatte er in Australien und China passen müssen. Er profitierte zweifelsohne auch von den vielen Ausfällen, immerhin erreichten 6 von 20 Autos in Bahrain nicht das Ziel, eines konnte erst gar nicht losfahren. Dessen ungeachtet zeigte Wehrlein bei seinem Comeback eine starke Vorstellung. Schon in der Qualifikation hatte es der ehemalige DTM-Champion auf den 13. Platz geschafft. Teamkollege Marcus Ericsson war nicht über Position 19 hinausgekommen, im Rennen zählte er zu den Aussteigern. Einziger Mini-Ärger: "Schade ist nur, dass wir als Elfter sehr nah an, aber nicht in den Punkten waren", meinte der 22-Jährige.

Alonsos Frust steigt und steigt und steigt

Fernando Alonso schafft zumindest eines mit seinem lahmen McLaren-Honda: Das Publikum zu unterhalten. Alonso kämpft um jede Position, auch wenn sie meist im zweistelligen Bereich liegt, er zeigt sein Ausnahmekönnen. Und er verdient sich Bestnoten als Entertainer. Aber wie lange macht Alonso das noch mit? Der Frustfaktor steigt. Beim Versuch, auf dem Kurs in der Wüste von Sakhir mit der Konkurrenz mitzuhalten, stellt er voller Zynismus via Boxenfunk fest: "Ich glaube, ich bin in meinem Leben nicht mit weniger Power gefahren." Als sein Team mitteilt, zu Plan B in der Rennstrategie zu wechseln, meint Alonso: "Macht, was ihr wollt."

Zwei Runden vor Schluss fährt er wegen technischer Probleme den Wagen, der in Reminiszenz an große Zeiten eigens orange lackiert wurde, in die Garage. Der 32-malige Grand-Prix-Gewinner, im Fahrerlager unstrittig als einer der begnadetsten Steuerkünstler anerkannt, fährt nur hinterher - oder halt gar nicht. Der Honda-Motor im McLaren bringt es nicht. Auch das teilte Alonso schon der Öffentlichkeit mit - während des Heimrennens des japanischen Autobauers. Hätte er es nicht schon vor dem Bahrain-Rennen entschieden, wäre die Wahl für seinen Ausflug zu den Indy500 sicher noch leichter gefallen. Dort will er um den Sieg fahren. Allein der Gedanke daran dürfte ihm beim Frustabbau in der Formel 1 helfen.

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