Forscher beobachten komplett neues El-Niño-Muster

  23 November 2015    Gelesen: 1008
Forscher beobachten komplett neues El-Niño-Muster
Ein Monster – so charakterisieren Forscher den El Niño 1987/88. Das diesjährige Wetterphänomen gleicht ihm in vieler Hinsicht. Forscher erwarten auch diesmal Erdrutsche, Überschwemmungen und Tornados. Aber mehrere Meeresgebiete weisen merkwürdige Parameter auf. Das könnte das Problem weiter verschärfen.
Ein Monster – so charakterisieren Forscher den in den Jahren 1987/88 im Pazifik aufgetretenen El Niño. Derzeit macht sich in den tropischen Gewässern abermals ein außerordentlich starker El Niño breit. Er gleicht seinem Vorläufer weitgehend, doch in wesentlichen Punkten treten Unterschiede zutage, die sich auf das Wetter insbesondere im Südwesten USA, aber auch in anderen Regionen auswirken. Dies berichten Meeresforscher des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der US-Raumfahrtbehörde Nasa im kalifornischen Pasadena.

So entsteht das Wetterphänomen – und das sind seine Folgen

El Niño – spanisch „das Christkind“ oder „der Knabe“ – bezeichnet einen Stillstand oder gar die Umkehr der normalen Meeresströmungen im südlichen Pazifik, was etwa alle drei bis sieben Jahre erfolgt. Als Folge davon wird es im östlichen südpazifischen Raum meist um die Weihnachtszeit überdurchschnittlich warm. In Südostasien und Australien beginnen Dürren, es kommt zu Buschfeuern und riesigen Waldbränden. An den Küsten Südamerikas setzen dagegen starke Regenfälle ein, die vielerorts zu Überschwemmungen führen. Insgesamt beeinflusst das Klimaphänomen auf drei Vierteln der Erde das Wetter. Sein Gegenstück ist La Niña („das Mädchen“), das sich meist an ein El-Niño-Ereignis anschließt und die Wetterverhältnisse umkehrt.

Auf den ersten Blick erscheinen die beiden Monster-El-Niños ähnlich
Satellitenaufnahmen der Nasa zeigen jeweils große Massen warmen Wassers, die sich im östlichen Pazifik um den Äquator herum erstrecken. Doch sie haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Im Normalzustand ist der Pazifik im Westen warm und in den östlichen Meeresgebieten kühl. Dies war auch 1996 und im Frühjahr 1997 der Fall, bevor der damalige El Niño einsetzte.

Darin unterscheiden sich Monster und „Modoki“

Beim aktuellen El Niño hingegen bildete sich in den vergangenen 18 Monaten im Zentralpazifik um den Äquator herum ein großes Warmwassergebiet. „Die warme Schicht trat also weder im Westen auf, wie in normalen Jahren, noch im Osten, wie bei einem typischen El Niño“, bekräftigt der JPL-Ozeanograf Tong Lee. „Sie tauchte im letzten Jahr auf und verschwand nicht mehr. Das ist ein sehr ungewöhnliches Verhalten.“

Komplett neues Muster

Damit setzt sich ein Muster fort, das Meeresforscher seit der Jahrtausendwende beobachten. In der ersten Dekade der 2000er-Jahre tauchten solche Warmwasserblasen im Zentralpazifik immer häufiger auf. Sie sehen aus wie El Niños, erscheinen aber am falschen Ort. Deshalb sprechen die Wissenschaftler von „Zentralpazifischen El Niños“, oder sie nennen sie „El Niño Modoki", nach dem japanischen Wort für „fast, aber nicht ganz“. „Ob es verschiedene Arten gibt, also einen Zentral- und einen Ostpazifischen El Niño, oder ob diese ineinander übergehen, wird gerade in der Fachwelt diskutiert“, sagt die JPL-Forscherin Michelle Gierach, die untersucht, wie die Ozeane auf die Erwärmung reagieren.

Die größte Menge an atypisch warmem Wasser, die im Nordpazifik je registriert wurde
Neben dem Zentralpazifik weisen seit einiger Zeit auch andere Meeresgebiete merkwürdige Parameter auf. „Bevor sich der El Niño von 2015 entwickelte, gab es eine anhaltende anormale Erwärmung vor der nordamerikanischen Westküste, die wir ,the blob´ (etwa „der Tropfen“) nennen“, erklärt Gierach. Dieser enthielt die größte Menge an atypisch warmem Wasser, die im Nordpazifik je registriert wurde.

Tags:


Newsticker