Schweizer kehren Klimawandel um: Anlage filtert CO2 aus der Luft

  09 Juni 2017    Gelesen: 942
Schweizer kehren Klimawandel um: Anlage filtert CO2 aus der Luft
Das Schweizer Unternehmen Climeworks sammelt nun CO2 aus der Luft, geht damit gegen den Klimawandel vor und beliefert Treibhäuser und alternative Kraftstoffhersteller – die den Stoff ohnehin benötigen.
Kohlenstoffdioxid (CO2) ist bekannt als das lästige Treibhausgas, das das Klima anheizt und dessen Ausstoß es drastisch zu reduzieren gilt. Die Formel ist dabei immer die gleiche: Weniger fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl verbrennen und damit weniger CO2 freisetzen. Doch CO2 ist in vielen Bereichen auch ein Rohstoff und das hat nun die Schweizer Firma Climeworks genutzt und die erste kommerzielle Filteranlage für das Treibhausgas eröffnet.

Im Kern bestehe eine solche Anlage aus einem Filtermodul, einem großen Würfel, durch den die Luft strömt, erklärt Valentin Gutknecht aus dem Bereich Marketing & Communications bei Climeworks im Sputnik-Interview. Wenn die Luft auf der anderen Seite den Würfel wieder verlässt, ist sie allerdings wesentlich CO2-ärmer, denn das Gas wird vom im Würfel befindlichen Filter aufgefangen. Nach mehreren Stunden Betrieb ist der Filter gesättigt, die Maschine wird abgeschaltet und das Filtermaterial auf 100 Grad erhitzt. Beim Erhitzen löst sich dann das reine CO2 wieder vom Filter ab und kann nun wirtschaftlich eingesetzt werden. Als Antrieb für die Anlage wird dabei die sonst ungenutzt verpuffende Abwärme von Verbrennungsvorgängen verwendet.



Das Einsatzgebiet von CO2 ist vielfältig: Es fängt bei kohlensäureversetzen Getränken an, geht über Treibhäuser mit Pflanzen, die den Stoff für ihr Wachstum benötigen, bis hin zu modernen Methoden der Herstellung von Kraftstoffen aus Wasser und CO2. Im Dauerbetrieb beseitigt eine Filteranlage von Climeworks 900 Tonnen CO2 pro Jahr. Das entspricht einem Gewächshaus von 40.000 Quadratmetern. Davon profitieren die Pflanzen, denn sie wachsen schneller und ihre Früchte fallen größer aus. ´

Was aber besonders gelungen an dem Konzept ist: „Wir bringen das CO2 in einen Kreislauf“, erklärt Gutknecht: CO2 wird aufgefangen, bereitgestellt, von Pflanzen aufgenommen, die Pflanzen dann von Menschen verzehrt und infolgedessen das CO2 wieder freigesetzt – das wiederum von Filteranalagen aus der Luft entfernt werden kann. Das ist etwas eleganter als der bisherige Ansatz: „Heute ist es immer neues fossiles CO2, das mit LKWs angekarrt wird und in die Atmosphäre gelangt.“



Außerdem hat das Unternehmen weitere große Pläne: So will Climeworks in Island nächstes Jahr eine Anlage in Betrieb nehmen, bei der das aufgefangene CO2 in Gestein einlagert und dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt wird. Das wäre mehr als ein Kreislauf, denn hier würde CO2 aktiv beseitigt – bei einer Welt, in der es in Unmengen produziert wird, ein sinnvolles Unterfangen, das in der Theorie den Klimawandel eindämmen könnte. Und solche Pläne hegt das Unternehmen in der Tat: Es ist selbsterklärtes Ziel von Climeworks bis 2025 einen Prozent des globalen CO2-Ausstoßes zu binden.

Ob die Technologie so effizient ist, wie sie klingt – darüber wird man sicher noch streiten. Aber immerhin wurde von der Universität Stuttgart die CO2-Bilanz der Filteranlagen in einer Studie geprüft. Das Ergebnis aus Stuttgart lautet: Bei Produktion, Betrieb und Rückbau entstehen weniger als zehn Prozent des CO2, das von der Anlage aufgefangen wird.

Quelle. sputniknews.com

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