In der erstaunlichen Pressekonferenz, die der Real-Boss jetzt gab, waren das erstens die Medien, zweitens der im Mai entlassene Trainer Carlo Ancelotti, der das Team heruntergewirtschaftet habe, und drittens die „Ultras Sur“, jene radikale Fangruppe, mit deren pöbelhafter Unterstützung der Präsident seinerzeit den kaum weniger pöbelhaften Trainer José Mourinho akklamieren ließ.
In zwei Amtszeiten von je sechs Jahren – von 2000 bis 2006 sowie von 2009 bis heute – hat der Bauunternehmer Florentino Pérez mehr als eine Milliarde Euro für Spielertransfers ausgegeben und dafür auffallend wenige Titel gewonnen. Cristiano Ronaldo, fraglos ein vorbildlicher Profi, ist der perfekte Ausdruck dieser Politik: viel Image, großer Marketingeffekt, jede Menge Einzeltrophäen – aber insgesamt ein dünner Ertrag für die Mannschaft. Gegen die landläufige Annahme, ein Fußballverein müsse den Erfolg auf dem Platz suchen, setzt Pérez das Credo, der Klub sei eine globale Geldvermehrungsmaschine.
In einem Anfall von Rebellion gegen die verordnete Jubelkultur hat das Publikum am Samstag Pérez’ Rücktritt gefordert. Jetzt hat der Präsident den unglücklichen Trainer verteidigt und so getan, als ginge es tatsächlich um den Coach: „Die Lösung ist Rafa Benítez.“ Pérez wies auch die Behauptung zurück, die Spieler und Benítez seien entzweit, enthüllte durch einen Freudschen Versprecher aber eine etwas komplexere Seelenlage: „Ich lüge“, begann er seinen Satz und korrigierte hastig: „Ich versichere rundheraus, das ist eine Lüge.“ Nein, die erste Version war schon die richtige.
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