Warschau zum Aufteilen des „Ukraine-Kuchens“ bereit

  21 Juni 2017    Gelesen: 699
Warschau zum Aufteilen des „Ukraine-Kuchens“ bereit
Da die EU die Krise im Osten der Ukraine nicht lösen kann, sollen sich die Vereinigten Staaten endlich einmischen, um den Konflikt zu stoppen. Dies fordert der polnische Botschafter in Kiew, Jan Peklo, wie das Portal Swobodnaja Pressa berichtet.
Das Minsker und das Normandie-Format seien in eine Sackgasse geraten, sagte der polnische Botschafter laut dem Portal im Interview mit einer Kiewer Zeitung. „Eine Lösung muss her“, forderte er.

Und der Botschafter schlug auch sogleich eine vor, wie das Portal schreibt. „Ich weiß noch aus den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien, dass die Europäer ohne die Einmischung der Amerikaner unfähig waren, mit dem Konflikt fertigzuwerden. Nur weil die Nato und die USA hinzugezogen wurden, konnte der Krieg beendet werden“, sagte er und ergänzte: Er verstehe durchaus, dass das „Einbeziehen der Nato in die Lösung der Donbass-Krise zu einer noch größeren Konfrontation führen kann.“

Offensichtlich tue der Botschafter hier so scheinheilig, weil er bestimmte Ziele verfolge, stellt das Portal fest. Dass es ohne die Nato und die USA den Krieg in Jugoslawien gar nicht gegeben hätte, müsse er als Botschafter nämlich allzu gut wissen. Offenbar wünsche er der Ukraine jenes Schicksal, das einst die Republik Jugoslawien nach der Einmischung der Amerikaner ereilt habe: die Aufsplittung mit dem darauffolgenden Verschwinden von der Landkarte.

Das jugoslawische Szenario sei praktisch zwar möglich, sagt der russische Politologe Wladimir Bruter, doch nur, „wenn Russland sich nicht einmischen wird.“ Alle wüssten indes: Russland mische sich wie auch die anderen Seiten nicht ein, solange die Minsker Abkommen gültig blieben.

Die selbsterklärten Volksrepubliken Donezk und Lugansk erfüllen laut dem Portal den politischen Teil von Minsk 2: Auf die Wahlen haben sie verzichtet. Kiew aber wolle seinen Verpflichtungen nicht nachkommen – und werde dies aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht tun.

„Polen will nicht nur der Ukraine zeigen, dass es der wichtigste US-Verbündete in Osteuropa ist. Hier hängt alles von Warschaus Haltung ab“, sagt Bruter. „Macht sich Warschau für ein solches Szenario stark, kommt es auf die Agenda. Ansonsten nicht.“

Und Warschaus Interesse sei, dass die Ukraine solange wie möglich schwach bleibe. Damit das Land weder außenpolitisch noch außenwirtschaftlich ohne Polen auskomme. Polen wolle die Ukraine nutzen, um der EU und den USA zu zeigen, dass Warschau in der gesamten Region das Sagen habe.

Der Amerikakenner Sergei Sudakow von der russischen Akademie für Militärwesen verweist in diesem Zusammenhang auf Waldimir Putins Absicht, „unsere Brüder im Donbass“ nicht im Stich zu lassen. Russland werde nicht seelenruhig zuschauen, wie Menschen getötet werden, „mit denen wir eine gemeinsame Sprache sprechen und gemeinsame historische Wurzeln haben.“

Der polnische Botschafter Peklo verfolgt laut dem Experten ein klares Ziel: eine Brücke zu bauen, „damit die USA ins Normandie-Format Eingang finden, um dort gewissermaßen als Schirmherr die Richtung vorzugeben.“ So könnten die Vereinigten Staaten Russland und die EU erpressen, nach dem Motto: „Läuft etwas nicht so, wie wir sagen, bezahlt ihr mit dem jugoslawischen Szenario dafür.“

Eine lupenreine Erpressung sei aber nicht der beste Weg, einen Dialog zu erreichen, sagt der Amerikaexperte Sudakow. „Zumal haben wir mit der Ukraine eine gemeinsame Grenze. Ich will mal daran erinnern, was die Gründungsväter der heutigen Geopolitik allesamt betont haben: Die Interessen der Länder sind vor allem ihre Grenzen und die angrenzenden Staaten, die sie um jeden Preis verteidigen müssen.“ Deshalb könne Russland nicht unbeteiligt zusehen, „wenn die USA versuchen, einen Krieg bei uns vor der Haustür vom Zaun loszubrechen. Punkt.“

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