„Ursprünglich beanspruchte Teheran nicht die Unterbringung seiner Truppen an den Trennungslinien“, sagte eine russische diplomatische Quelle, die mit den Verhandlungen in Astana verbunden ist. „Als aber die Türken erklärten, sie wollen ihre Kräfte dort hinschicken, veränderte die Islamische Republik ihre Position.“
Es wird erwartet, dass gewisse Vereinbarungen diesbezüglich bei der nächsten Runde der Astana-Gespräche am 4. und 5. Juli getroffen werden.
Russland, die Türkei und der Iran hatten Anfang Mai in der kasachischen Hauptstadt ein Memorandum zur Einrichtung von vier Deeskalationszonen in Syrien unterzeichnet.
In Moskau ging man ursprünglich davon aus, dass die Trennungslinien zwischen diesen Zonen und den Stellungen der syrischen Regierungstruppen nicht die Kräfte der Garanten überwachen würden.
Aber wenn man zwischen den iranischen und den türkischen Truppen wählen müsste, dann würde die russische Seite die Iraner in dieser Rolle bevorzugen. „Für uns ist es leichter, mit den Kräften zusammenzuarbeiten, mit denen wir traditionell freundschaftliche Kontakte pflegen“, sagte die Vizevorsitzende des Auswärtigen Ausschusses in der russischen Staatsduma (Parlamentsunterhaus) Swetlana Schurowa. „Allerdings bedeutet das nicht, dass die Türkei aus allen Prozessen ausgeschlossen werden sollte.“
Der türkische Politologe Mustafa Ozcan führte die Entscheidung Ankaras zur Entsendung seiner Truppen zu den Trennungslinien auf Teherans enorme Aktivitäten in Syrien zurück. „In der Türkei würde man die Idee befürworten, dass unabhängige Kräfte aus dritten Ländern diese Abschnitte überwachen würden. Das Problem ist aber, dass der Iran seine Präsenz in Syrien ausbaut und zudem Kämpfer des irakischen Volksheeres dorthin schickt“, so der Experte.
Juri Sinin vom russischen Zentrum für Partnerschaft der Zivilisationen an der Moskauer Hochschule für internationale Beziehungen (MGIMO) verwies seinerseits darauf, dass Ankara und Teheran bei ihren Kontroversen auch die Meinung Damaskus‘ berücksichtigen sollten.
„Die Türkei und der Iran sind zwei konkurrierende Großmächte, und deshalb ruft die Festigung der Position eines der Länder sofort die entsprechende Reaktion des anderen Landes hervor. Aber man sollte nicht vergessen, dass es auch die syrischen Behörden gibt, mit denen alle Pläne, darunter im Rahmen des Astana-Prozesses, abgesprochen werden sollten“, so der Experte. „Ankara wird Rücksicht darauf nehmen müssen, wie auch darauf, dass die Syrer sich dazu äußerst negativ verhalten.“
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