Die Sowjetunion habe damals einen besonderen Wert darauf gelegt, automatisierte Informationssysteme zu entwickeln, damit Kommandeure auf verschiedenen Ebenen bessere Entscheidungen treffen könnten. Bereits im Jahr 1984 seien entsprechende EDV-Zentralen zustande gekommen – etwa in Grenzbezirken, hieß es.
Das Anliegen dieser sowjetischen Zentralen habe darin bestanden, Parameter eventueller Kampfhandlungen zu kalkulieren: „Es ging beispielsweise darum, wie viele Luftwaffeneinsätze bei Bedarf absolviert werden sollen und mit welcher Nutzlast, um die jeweilige Aufgabe zu erfüllen. Oder darum, welche Artilleriegeschütze und Mehrfachraketenwerfer an welchen Orten konzentriert werden sollen und wie viele Geschosse und Raketen erforderlich wären, um den Gegner niederzuhalten. Solche Kalkulationen wurden für alle Teilstreitkräfte und Truppengattungen vorgenommen.“
„Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass die Nato-Militärstrategen planten, Datenverarbeitungszentralen zu zerstören. Es stellte sich allerdings heraus, dass dies physikalisch ziemlich schwer zu erledigen war. Dann kam man auf die Idee, die Arbeit solcher Zentralen digital zu stören oder deren Algorithmen zu ändern. Die sowjetischen Zentralen waren jedoch nicht ans Internet angeschlossen, das sich damals erst herausbildete. Die Frage nach der Eingabe schädlicher Softwares blieb in der Luft hängen“, heißt es im Bericht.
„Das Thema Cyber-Operationen wurde Mitte der 1990er Jahre vom Pentagon wieder aufgegriffen, als sich das Internet etablierte und Computer zu einem nicht wegzudenkenden Attribut jedes Büros wurden. Nun ließen sich schädliche Softwares bei Bedarf problemlos in Informationssysteme einschleusen“, so das Blatt.
Nach den 9/11-Anschlägen habe Washington dem Terrorismus einen globalen Krieg erklärt: „Im Ergebnis etablierte sich das gegenwärtige System von Cyber-Einsätzen. Viele Jahre lang verfolgten die US-Geheimdienste sowie das speziell eingerichtete Cyber Command das Ziel, Terroristen im Internet aufzuspüren und zu orten, aber auch deren Computer, Smartphones und weitere Geräte mit trojanischen Programmen anzustecken. Doch seit Mitte der 2000er Jahre fangen die US-Militärs an, sich in Informationsnetze anderer Länder (darunter auch ihrer eigenen Verbündeten) aktiv einzuschleusen.“
„Während einer langen Zeit wurde Russland als ein Land wahrgenommen, das in Sachen Computertechnik deutlich zurückbleibt. Trotzdem lernten es russische Geheimdienste und Militärs, gegen Cyber-Bedrohungen ziemlich effizient vorzugehen, indem sie kritisch wichtige Informationssysteme gegen einen Zugriff von außen halt abriegelten. Nach diesem Prinzip ist das militärische und rüstungsindustrielle ‚Internet‘ in Russland aufgebaut“, stellt die Zeitung fest.
Sie schreibt weiter: „Im August 2016 befahl die Administration Barack Obama, spezielle ‚logische Bomben‘ in russische Systeme einzuschleusen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Informationssysteme auf Kommando außer Gefecht zu setzen, falls sich die Beziehungen zwischen den USA und Russland zuspitzen. Etwas später räumten US-Medien ein, dass amerikanische ‚schwarze‘ Cyber-Einsätze im Zeitraum von 2008 bis 2016 ihre Blütezeit erlebt hatten. Die militärpolitische Führung der USA setzte ernsthaft auf sie.“
Aber auch die Vereinigten Staaten selbst seien mehrmals Cyber-Angriffen zum Opfer gefallen: „Vor dem Hintergrund des Skandals um ‚russische Hacker‘ geriet es schon irgendwie in Vergessenheit, dass solche Attacken zuvor China vorgeworfen worden waren. Mehr noch: Im Gegensatz zur ‚russischen Spur‘ lieferten US-Geheimdienste damals stichhaltigere Beweise für Eingriffe in ihre Informationssysteme. Nachgewiesen wurden auch Versuche nordkoreanischer Fachleute, solche Einsätze zu unternehmen.“
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