Die Zeit drängt. Der angeschlagene japanische Technologiekonzern Toshiba braucht dringend Geld, um sich nach der Insolvenz der US-Kraftwerkstochter Westinghouse neu aufzustellen. Den Hauptbeitrag soll der Verkauf der Chipsparte bringen, der allerdings nicht so schnell vorankommt wie erhofft. Ein Insider erklärte, ein Börsengang von Landis+Gyr habe den Vorteil, dass Toshiba wahrscheinlich schneller an frische Mittel komme als bei einem Verkauf. "Wenn die Aktienmärkte stark bleiben sieht es ganz nach einem IPO aus." Die Nachrichtenagentur Reuters hatte jüngst von Insidern erfahren, dass das Feld der Interessenten auf die Private-Equity-Tochter von Goldman Sachs und die kanadische Onex geschrumpft sei. Toshiba strebe einen Verkaufspreis in Höhe des Zwölffachen des Betriebsgewinns (Ebitda) an. Ausgehend vom bereinigten Ebitda von 212 Millionen Dollar entspricht dies etwa 2,5 Milliarden Dollar. Damit läge die Bewertung von Landis+Gyr in etwa auf dem Niveau des US-Rivalen Itron.
Landis+Gyr setzte vergangenes Geschäftsjahr mit rund 6000 Mitarbeitern 1,66 Milliarden Dollar um. Neben den traditionellen Stromzählern stellt die 120 Jahre alte Firma auch Sensoren und Automatisierungstechnik her. Damit können Versorger und Verbraucher ihre Nutzung von Energie überwachen und steuern. Die Technologie ist eine wichtige Voraussetzung für sogenannte intelligente Stromnetze und das Internet der Dinge. In der Messtechnik kam es in den vergangenen Jahren zu einer Welle von Transaktionen. So schluckte Xylem für 1,7 Milliarden Dollar Sensus und Honeywell erwarb Elster.
Kommt Landis+Gyr tatsächlich an die Börse, so wäre dies die größte Aktienemission in der Schweiz seit mehreren Jahren. Beim Telekomkonzern Sunrise belief sich das Volumen 2015 auf 2,27 Milliarden Franken, beim Raffineriebetreiber Petroplus im Jahr 2006 auf 2,9 Milliarden Franken. Beide Landis+Gyr-Eigner wollen sämtliche Anteile abstoßen. Toshiba hält 60 Prozent an der Firma, der staatlich unterstützte Investmentfonds Innovation Network Corp of Japan den Rest. Federführend bei der Transaktion sind die UBS und die US-Investmentbank Morgan Stanley.
Quelle. reuters.de
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