Ursprünglich habe Trump mit Chinas Kooperation bei der Lösung aktueller Probleme der USA gerechnet – insbesondere in Bezug auf Chinas Handelsüberschuss und Nordkoreas Atomprogramm: „Diese Kooperation blieb allerdings aus. In Sachen Handel weigerte sich China verständlicherweise, den US-Forderungen nachzugeben, während seine Möglichkeiten in Sachen Nordkorea stark übertrieben sind.“
Als Reaktion darauf habe das Weiße Haus schärfere Töne gegenüber Peking angeschlagen. Zunächst habe Trump einem Deal zugestimmt, der eine Lieferung von US-Aufklärungsdrohnen im Gesamtwert von zwei Milliarden Dollar an Chinas regionalen Rivalen Indien vorsieht. Dann seien gemeinsame Marineübungen der Vereinigten Staaten mit Indien und Japan angekündigt worden. Das US-Außenministerium habe China mangelnde Bemühungen gegen den Menschenhandel vorgeworfen.
Das US-Finanzministerium habe Sanktionen gegen chinesische Unternehmen wegen ihrer Kontakte mit Nordkorea eingeführt. All diese Maßnahmen seien innerhalb von wenigen Tagen Ende Juni ergriffen worden, hieß es.
„Schließlich kündigte das Weiße Haus Waffenlieferungen im Gesamtwert von 1,42 Milliarden Dollar an Taiwan an, um dessen ‚Selbstverteidigungs-Kapazitäten‘ zu fördern (…) Um China noch mehr zu verstimmen, billigte der US-Senat einen Gesetzentwurf, wonach US-Kriegsschiffe in taiwanesische Häfen wieder einlaufen dürfen – erstmals seit 1979, als die USA das Ein-China-Prinzip akzeptiert hatten. Aus verständlichen Gründen wird Trump kaum ein Veto gegen dieses Gesetz einlegen“, schreibt die Zeitschrift.
Sie kommentiert, Trump habe die US-Interessen bevorzugt – anstatt einer Freundschaft mit China. Dies entspreche auch den russischen Interessen. Denn je stärker sei der Streit zwischen China und den USA, desto leichter werde es dem Kreml fallen, sich mit jedem dieser Staaten separat zu verständigen. Jeder von ihnen werde ja versuchen, Russland für sich zu gewinnen, und dessen Interessen folglich berücksichtigen.
„Dabei sollte Russland eine Balance aufrechterhalten und in diesem Konflikt weder für Amerika noch für China Partei nehmen (…) Falls wir uns für China entscheiden, werden wir in Konflikt mit dem ganzen Westen geraten und zu einem kleinen Bruder Chinas mutieren.
Entscheiden wir uns für die USA, so werden wir einen Konflikt mit der größten Macht des Ostens bekommen, wobei es nicht feststeht, dass Washington darauf verzichtet, uns in seiner gewöhnlichen Art und Weise abzuzocken. Man sollte bloß die Situation ausnutzen und mit jedem eine Partnerschaft unterhalten“, mahnt die Zeitschrift in ihrem Kommentar.
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