Stratfor: Wie sich Moskau an Ankara ökonomisch rächen kann

  28 November 2015    Gelesen: 486
Stratfor: Wie sich Moskau an Ankara ökonomisch rächen kann
Ein Gaslieferungsstopp Russlands kann zum Hauptproblem für die Türkei werden, berichten Stratfor-Analytiker. Dabei würde Moskau darunter wesentlich weniger leiden als Ankara. Dem US-Analysedienst zufolge gibt es aber viele weitere Möglichkeiten, wie Russland die Wirtschaftslage der Türkei schwächen könnte.

Dem Bericht zufolge entfallen rund zehn Prozent der türkischen Importe auf Russland, während die Ausfuhren nach Russland nur etwa vier Prozent des türkischen Gesamtexports betragen.
In den türkisch-russischen Handelsbeziehungen spiele der Energiesektor die Hauptrolle, heißt es ferner. Russland sei der wichtigste Gaslieferant für die Türkei. Das Land decke etwa 55 Prozent (ca. 27 Milliarden Kubikmeter) ihres Brennstoffverbrauchs mit Importen aus Russland ab.
Für Russland macht das nur 13 Prozent des gesamten nationalen Gasexports aus.


Russland pumpt Gas über die Schwarzmeer-Leitung "Blauer Strom" und über die Trans-Balkan-Pipeline durch Ukraine, Moldau und Ungarn mit einer Leistung von jeweils 16 Milliarden Kubikmeter in die Türkei.
Das übrige Gasvolumen bekommt die Türkei aus Aserbaidschan per Südkaukasus-Pipeline, aus dem Iran per Tabriz-Ankara-Pipeline, sowie aus Algerien und anderen Länder über eigene Pipelineverbindungen im Marmarameer.
„Es wird zum Hauptproblem für die Türkei werden, wenn sich Russland für eine Aussetzung der Gaslieferungen entscheidet. Die Türkei wird wenig Alternativen haben, um das `verlorene` Gas aus anderen Quellen auszugleichen. Alle nicht russischen Pipelines arbeiten schon mit Hochbetrieb. Wenn Russland kein Gas mehr pumpt, verliert die Türkei 27 Milliarden Kubikmeter Gas und Ankara wird kaum in der Lage sein, auch nur die Hälfte des fehlenden Gases von anderen Lieferanten zu bekommen“, so Stratfor.


Moskau hat aus Sicht der Analytiker jedoch noch andere Möglichkeiten, Ankara für den Abschuss des russischen Kampfjets vor wenigen Tagen zu bestrafen. Darunter nennen die Experten einen möglichen Verkaufsstopp von Edelmetallen (die Türkei kauft etwa 31 Prozent des notwendigen Bedarfs an Aluminium in Russland) oder auch von Weizen (70 Prozent des türkischen Bedarfs importiert Ankara aus Russland).
Letzten Endes könne Moskau auch den Import von türkischen Agrarprodukten verbieten, sowie den Tourismus mit dem Land beschränken.



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