Harvard-Professoren warnen: Eine Zahl könnte auf die Rückkehr der Euro-Krise hindeuten

  26 Juli 2017    Gelesen: 1139
Harvard-Professoren warnen: Eine Zahl könnte auf die Rückkehr der Euro-Krise hindeuten
Die gute Nachricht vorweg: Die Schuldenlast in der Euro-Zone ist leicht gesunken. Laut Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat hatten die 19 Staaten der Eurozone im ersten Quartal 2017 kombinierte Schulden von 9,7 Billionen Euro. Dies beträgt einen Anteil von 89,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Dieser Anteil betrug Anfang 2016 noch 91,2 Prozent.
Die schlechte Nachricht: Obwohl die Schuldenquote gesunken ist, liegt sie lediglich 0,5 Prozent unter der Grenze, ab der die Last der Staatsschulden laut den Harvard-Wissenschaftlern Carmen Reinhardt und Kenneth Rogoff das Wirtschaftswachstum gefährden. Bei einer so hohen Schuldenbelastung könnte eine ungünstige wirtschaftliche Entwicklung zu einer neuen Euro-Krise führen. Die gefährliche Grenze liegt laut Rogoff und Reinhardt bei 90 Prozent. Wie die „Welt“ berichtet, könnte hier bereits eine Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) ausreichen, die dank der guten Konjunktur nur noch eine Frage der Zeit sei.

Italiens Schuldenquote liegt über 50 Prozent über dem Durchschnitt

Weit über dem Durchschnitt lag hier mit einer Schuldenquote von rund 135 Prozent zu Beginn des Jahres Italien. Mittlerweile ist diese — trotz stark gefallener Zinsen — auf fast 140 Prozent gestiegen.

Laut Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, werde der italienische Staat massive Probleme bekommen, wenn die Zinsen wieder steigen, da man die vergangenen Jahre nicht genutzt habe, um wirklich tiefgreifende Reformen auf den Weg zu bringen.

Da Italien das Zinstief genutzt hat, um seine Schulden mit niedrigen Zinsen zu refinanzieren, wird eine Zinswende für Italien erst in einigen Jahren gefährlich werden — glaubt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. „In ungefähr sieben Jahren ist dieser Puffer aber aufgebraucht, und dann könnte das Land Probleme bekommen, sofern es nicht vorher seine Wirtschaftskraft stärkt,“ so Schmieding.

Um schwere ökonomische Schocks zu überstehen, seien die italienischen Schulden einfach zu hoch. Wenn die Zinsen weiter steigen, bleibe Italien durch die hohe Schuldenquote weiterhin verletzlich. Wenn das Zinsniveau beispielsweise fünf Prozent erreiche und länger auf diesem Niveau bleibe, bekäme Italien große Probleme.

Deutschland steht vor demographischen Problemen

Doch obwohl der Schuldenberg von Italien deutlich größer ist als der deutsche, warnen Finanz-Experten davor, sich in Deutschland sicher zu wähnen. Jörg Krämer warnt davor, dass auch der Aufschwung in Deutschland nicht ewig weiter gehen werde. Langfristig würde vor allem die demografische Entwicklung große Auswirkungen auf die deutschen Staatsfinanzen haben. Haushaltskonsolidierung und der Abbau von Schulden solle weiter ein Thema bleiben.


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