Bei dem Anschlag auf der Flaniermeile Las Ramblas waren am Donnerstag 13 Menschen getötet worden. Wenige Stunden später starb zudem eine Frau in der südwestlich gelegenen Küstenstadt Cambrils, wo wohl ein weiterer Anschlag vereitelt wurde. Die Frau wurde von mutmaßlichen Terroristen auf der Flucht tödlich verletzt, die Täter wurden erschossen.
Berichten zufolge gilt der 22-jährige Younes Abouyaaqoub als Hauptverdächtiger. Allerdings konnte Trapero nicht bestätigen, dass der gebürtige Marokkaner tatsächlich den Lieferwagen gesteuert hat.
Terrorzelle mit 12 Mitgliedern
Die Behörden gehen davon aus, dass die Attacken in Barcelona und Cambrils von einer islamistischen Terrorzelle mit zwölf Mitgliedern verübt wurden. Fünf davon wurden in Cambrils erschossen, vier kurz nach der Tat festgenommen – sie sollen voraussichtlich am Dienstag dem zuständigen Ermittlungsrichter in Madrid vorgeführt und verhört werden.
Nach drei weiteren werde gefahndet, sagte Trapero. Allerdings seien zwei von ihnen „mit größter Wahrscheinlichkeit tot“ – denn nach einer Explosion am Mittwoch seien in den Trümmern eines Hauses in Alcanar die Überreste von mindestens zwei Menschen gefunden worden.
Die Explosion steht offenkundig in direktem Zusammenhang mit dem Anschlag in Barcelona und dem vereitelten Angriff in Cambrils. In dem Haus hatte die Terrorzelle 120 Gasflaschen gehortet. Damit sollten nach Vermutung der Ermittler ein oder mehrere noch größere Attentate verübt werden als jenes vom Donnerstag, das möglicherweise nur der improvisierte Plan B war.
Mutter habe von Radikalisierung nichts gewusst
Die Mutter des Hauptverdächtigen Abouyaaqoub appellierte an ihren Sohn, sich zu stellen. „Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt.“ Der Vater von zwei der in Cambrils getöteten Terroristen versicherte in der Zeitung „La Vanguardia“, er habe von der Radikalisierung seiner Söhne nichts gewusst. „Ich weiß nicht, was sie meinen Söhnen in den Kopf gesetzt haben. Aber ich kann versichern, dass es gute, normale Kinder waren.“
„Mit weiteren Anschlägen muss gerechnet werden“
Nach Ansicht des Terrorexperten Guido Steinberg muss Europa weiterhin mit verheerenden Attentaten der Terrororganisation IS rechnen, die sich auch zum Anschlag in Barcelona bekannte. Zwar habe die Qualität der Anschlagspläne nachgelassen, weil die Extremisten in ihren Kerngebieten in Syrien und im Irak unter Druck geraten seien, sagte der Mitarbeiter der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Die Vorgänge in Katalonien zeigten aber, dass der IS nicht so schwach sei, wie von einigen zuletzt behauptet.
In Italien entschied die Präfektur von Rom am Wochenende, Fußgängerzonen auf der Grundlage der Sicherheitserkenntnisse nach den Anschlägen in Barcelona, Nizza, Stockholm, Berlin und London zusätzlich zu schützen.
(Schluss) tsc
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