Texas wappnet sich gegen weitere Wassermassen

  29 Auqust 2017    Gelesen: 719
Texas wappnet sich gegen weitere Wassermassen
Houston steht bereits unter Wasser - und es soll weiter regnen. Nach Texas gilt nun auch für Lousiana der Katastrophenzustand. Menschen werden evakuiert und Schleusen geöffnet.
Wegen des Tropensturms "Harvey" bereitet sich die texanische Millionenmetropole Houston auf noch mehr Wassermassen in den kommenden Tagen vor. Der Höhepunkt werde erst gegen Ende der Woche erwartet, teilten US-Meteorologen mit. Auch für Texas' Nachbarstaat Louisiana rief US-Präsident Donald Trump nun den Katastrophenfall aus.

An manchen Orten in dem Bundesstaat wird in dieser Woche wohl so viel Regen fallen wie sonst in einem gesamten Jahr. Bisher sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. In Houston, wo 2,3 Millionen Menschen leben, sind Schulen, Flughäfen und Bürogebäude geschlossen. Straßen und Autobahnen verwandelten sich in Kanäle. Häuser wurden überflutet, Zehntausende verließen die Stadt, mindestens zwei Menschen starben. "Harvey" hat auch drastische Auswirkungen auf die Energiebranche: Raffinerien, Verladeterminals und Bohrplattformen wurden geschlossen.

Houston gilt als besonders anfällig für Überschwemmungen, nun droht weiterer Regen: Der nationale Wetterdienst sah sich nach eigenen Angaben gezwungen, die Farbskala seiner Karten anzupassen, um die Wassermassen überhaupt noch vernünftig abbilden zu können. Derzeit bewege sich der Sturm nur sehr langsam, teilte das nationale Hurrikanzentrum mit. Er treibe Richtung Meer, werde aber voraussichtlich Mitte der Woche zurückkehren - und noch mehr Regen mit sich bringen.

"Wir sehen katastrophale Überflutungen, die wahrscheinlich noch schlimmer werden, weil das Wasser nur langsam abfließt", sagte der Leiter des Nationalen Wetterdienstes, Louis Uccellini. In den nächsten Tagen könnten weitere 50 Zentimeter Regen pro Quadratmeter zu den ohnehin extremen Wassermengen hinzukommen. "Wir erwarten den Höhepunkt erst am Donnerstag oder Freitag", sagte Uccellini.

Experten der US-Streitkräfte begannen zudem damit, Wasserspeicher in der Nähe von Houston abzulassen, um Druck von den Staudämmen zu nehmen. Die Schleusen geschlossen zu halten, hätte das Risiko eines Dammbruchs vergrößert. Zusätzliches Wasser könnte sich so auch in den Buffalo Bayou ergießen - den Hauptfluss Houstons.

Den Stromversorgern zufolge waren im Großraum Houston mehr als 260.000 Menschen ohne Elektrizität. Gesundheitsgefahren werden bereits diskutiert. Dem Sender ABC zufolge sei im Süden des Bundesstaates das Trinkwasser in Gefahr. Viele Tiere wurden in die Straßen gespült. Der Sender zeigte Bilder von einem Alligator in einem Vorgarten. Dazu kamen Schlangen, Insekten, Kriechtiere.

Im Osten Houstons klagten Anwohner über schwer erträglichen Gestank nach dem Herunterfahren der Öl-Raffinerien. Der Wetterdienst riet den Einwohnern, sich bei steigendem Wasserspiegel auf die Dächer der Häuser zu fliehen - und dort auf Rettungskräfte zu warten.

"Harvey" ist mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde der heftigste Sturm in Texas seit 1961. Die Windgeschwindigkeiten ließen zwar mittlerweile nach, aber es geht weiter heftiger Regen in der Region nieder. Dies sorgt im tief gelegenen Houston für noch mehr Probleme, weil über Flüsse weiteres Wasser auf die Metropole zufließt.

Trump will Dienstag ins Katastrophengebiet reisen

Nach Schätzungen der US-Katastrophenhilfe Fema müssen voraussichtlich 30.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht werden. Mehr als 450.000 Betroffene könnten demnach wegen des Hochwassers wohl Nothilfen beantragen. Heimatschutzministerin Elaine Duke sagte, man sei noch lange nicht aus dem Gröbsten heraus. "Harvey ist immer noch ein gefährliches und historisches Unwetter."

Allein in einem Kongresszentrum in Houston wurden 2500 Menschen untergebracht. In Dallas, das mehr als 350 Kilometer von Houston entfernt liegt, wurde eine Notunterkunft für 5000 Menschen eingerichtet.

Bürgermeister Sylvester Turner verteidigte derweil seine Entscheidung, die Einwohner nicht zum Verlassen der Stadt aufgerufen zu haben. Er verwies auf die Folgen der Evakuierung vor dem Hurrikan "Rita" 2005, bei der mehr als hundert Menschen starben. Inzwischen begannen aber einzelne Countys an der Ostküste damit, die Bevölkerung verpflichtend in Sicherheit zu bringen.

US-Präsident Donald Trump will laut Regierung in Washington in das Katastrophengebiet reisen. Er hatte am Freitag für Texas Bundeshilfen freigegeben. Nach Einschätzung der Behörden wird es Jahre dauern, bis die von "Harvey" verursachten Schäden wieder beseitigt sind. Die Regenmassen erinnern an Tropensturm "Allison", der 2001 tagelang im Süden von Texas wütete und Schäden von neun Milliarden Dollar verursachte.

Die Versicherungskonzerne Hannover Rück und Münchener Rück gehen davon aus, dass die versicherten Schäden nicht so hoch sein werden wie bei Hurrikan Katrina 2005 (80 Milliarden Dollar) oder Sandy 2012 (36 Milliarden Dollar). Die Wall Street reagierte auf die Katastrophe zunächst gelassen. Der S&P 500 bewegte sich kaum vom Fleck. Baumarktketten standen hoch im Kurs, denn Anleger setzen darauf, dass der Wiederaufbau ihre Geschäfte ankurbeln wird.

Quelle : spiegel.de

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