Erneut Feuer in Chemiefabrik in Texas

  02 September 2017    Gelesen: 1001
Erneut Feuer in Chemiefabrik in Texas
Die Lage nach Hurrikan "Harvey" bleibt dramatisch. In der überschwemmten Chemiefabrik nahe Houston steigt wieder schwarzer Rauch auf. Und obwohl das US-Schuldenlimit fast erreicht ist, will Washington acht Milliarden Dollar für die Region bereitstellen.
In der überschwemmten Chemiefabrik in Texas ist erneut ein Feuer ausgebrochen. Auf Fernsehbildern waren am Abend Flammen und eine dicke schwarze Rauchwolke zu sehen. "Mit dieser Reaktion haben wir gerechnet", sagte eine Mitarbeitern der Fabrik. Die notwendigen Maßnahmen seien bereits ergriffen worden, das Gebiet sei evakuiert worden und kein Mensch vor Ort.

In der Fabrik in Crosby nordöstlich von Houston war es am Donnerstag erstmals zu Explosionen gekommen. Durch die Überschwemmungen durch den Sturm "Harvey" war das Kühlsystem ausgefallen. Die Fabrik produziert organisches Peroxid, das unter anderem für die Herstellung von Plastik gebraucht wird und extrem leicht entflammbar ist. Laut der Betreiberfirma Arkema kann der Rauch Augen-, Haut- und Atemwegsreizungen verursachen.

Insgesamt befanden sich neun Container mit rund 225 Tonnen organischen Peroxids auf dem Fabrikgelände. Hunderte Anwohner im Umkreis von 2,4 Kilometern mussten das Gebiet verlassen.

Betreiber: "Wir dachten, es sei die richtige Strategie"

Die Betreibergesellschaft der Chemiefabrik weist Vorwürfe zurück, verantwortungslos gehandelt zu haben. "Wir haben keine andere Wahl, als die Chemikalien brennen zu lassen", sagte einer der Fabrik-Verantwortlichen, Daryl Roberts. Die Verlagerung der Chemikalien an einen anderen Ort während des Sturms wäre gefährlicher gewesen, sie hätten unterwegs explodieren können.

"Wir dachten, die richtige Strategie wäre es, das Material mit den ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen auf dem Gelände zu lassen", sagte Roberts. Der Chef der US-Filiale von Arkema, Richard Rowe, erklärte, die Chemikalien würden in der Fabrik ausbrennen - wann dies vollständig der Fall sein werde, konnte er nicht sagen.

Acht Milliarden Dollar Nothilfe

US-Präsident Donald Trump beantragte vor seinem Besuch im hochwassergeplagten Houston beim Kongress eine erste Hilfszahlung in Höhe von 7,85 Milliarden Dollar. Das Geld sei für den Wiederaufbau nach Hurrikan "Harvey" gedacht, teilte das Weiße Haus mit.

Der Sturm hat vor allem Texas schwer verwüstet. 7,4 Milliarden Dollar seien für einen Bundesfonds vorgesehen, der nach Katastrophen Gelder bereithält, 450 Millionen für Kredithilfen für kleinere Unternehmen.

Zuletzt war erwartet worden, dass Trump, der in vielen Themen mit dem Kongress überkreuz liegt, zunächst nur 5,95 Milliarden Dollar beantragen wird. Die Regierung will die Hilfen in mehreren Schritten fließen lassen, weil die Schäden bislang nur grob abzuschätzen sind. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, hat gesagt, allein sein Bundesstaat werde womöglich mehr als 125 Milliarden Dollar benötigen.

Die Finanzierung wird in Washington zwar allgemein unterstützt, ist aber dennoch problematisch, weil die USA voraussichtlich Ende September an die festgelegte Schuldenobergrenze stoßen werden. Nur der Kongress kann das Limit anheben. Das Weiße Haus warnte bereits, sollte die Obergrenze nicht weiter nach oben gesetzt werden, könnte dies Hilfen für die Flutopfer erschweren.

Trump hatte das Ausmaß der Zerstörungen durch den Sturm "Harvey" diese Woche als "historisch" bezeichnet. Im US-Bundesstaat Texas stehen noch immer viele Gebiete unter Wasser. In der Millionenmetropole Houston geht das Wasser zwar langsam zurück, dadurch wird das Ausmaß der Schäden aber auch überhaupt erst sichtbar.

Einem Bericht der "Washington Post" zufolge dürften weit mehr als die 100.000 Häuser von Flutschäden betroffen sein, die das Weiße Haus diese Woche genannt hatte. Allein 93.000 Häuser seien nach Angaben aus Texas außerhalb der Millionenmetropole Houston, der viertgrößten Stadt der USA, betroffen.

"Irma" und "Lidia" im Anflug

Die Behörden im Harris County erklärten, allein dort seien 136.000 Gebäude geflutet worden - zehn Prozent des Häuserbestandes. Die Katastrophenschutzbehörde FEMA teilte mit, dass mehr als 440.000 Menschen Anträge auf Nothilfe gestellt hätten. Anträge über 79 Millionen Dollar seien bereits genehmigt.

Während in Texas die Furcht vor den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von "Harvey" wächst, rückt über dem Atlantik bereits mit "Irma" der nächste Hurrikan an. Er wurde auf die drittgefährlichste Stufe heraufgestuft. Ob der Wirbelsturm auch Florida oder den Golf von Mexiko treffen wird, ist noch unklar. Anfang der kommenden Woche soll er die Inselkette der Kleinen Antillen erreichen, zu der etwa Guadeloupe und Martinique gehören. Der Tropensturm "Lidia" steuert indes auf einen beliebten mexikanischen Urlaubsort zu.

Bislang werden bis zu 50 Tote durch "Harvey" befürchtet. Am Samstag wird Trump in Houston erwartet. Er hatte zuletzt rasche Hilfe aus Washington versprochen. Geplant sind Treffen mit Opfern des Hochwassers sowie freiwilligen Helfern. Danach wird Trump nach Louisiana weiterreisen. Der Bundesstaat ist ebenfalls vom Sturm getroffen worden.

Quelle: n-tv.de

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