Polizei räumt besetztes Flüchtlingscamp

  23 November 2017    Gelesen: 834
Polizei räumt besetztes Flüchtlingscamp
Auf Papua-Neuguinea erreicht der Konflikt um dort von Australien untergebrachte Flüchtlinge eine neue Stufe: Sicherheitskräfte rücken den Besetzern eines eigentlich geschlossenen Lagers zu Leibe. Australiens Regierung beharrt auf einen Umzug.
Nach der Besetzung eines seit Oktober geschlossenen australischen Flüchtlingslagers in Papua-Neuguinea hat sich die Polizei Zutritt verschafft. Einige der Flüchtlinge, die das Lager in Manus seit drei Wochen besetzen, veröffentlichten in sozialen Netzwerken Fotos und Videos von dem Polizeieinsatz. Die rund 400 Bewohner wurden aufgerufen, das Lager umgehend zu verlassen.

Australiens Immigrationsminister Peter Dutton bestätigte den Einsatz, der nach seinen Worten dem Umzug der Migranten in eine neue Unterkunft diene. "Die australischen Steuerzahler haben etwa zehn Millionen australische Dollar (rund 6,4 Mio. Euro) für eine neue Unterkunft bezahlt, und jetzt möchten wir, dass die Leute umziehen", sagte er im Radio 2GB.

Der iranische Flüchtling Behrus Buschani schrieb bei Twitter, die Polizei habe im Camp "begonnen, die Unterkünfte und Wassertanks zu zerstören". Vor dem Lager seien Soldaten. "Wir sind jetzt in erhöhtem Alarmzustand", schrieb Buschani. "Wir werden angegriffen."

Das Lager in Manus wird von Hunderten Flüchtlingen besetzt. Am 31. Oktober war es offiziell geschlossen worden, nachdem ein Gericht in Papua-Neuguinea es als verfassungswidrig eingestuft hatte. Hunderte Bewohner weigerten sich aber, das bislang von Australien betriebene Camp zu verlassen.

Sie äußerten die Befürchtung, dass Einheimische sie angreifen könnten. Außerdem seien die Wasser- und Stromversorgung sowie die Sicherheitsvorkehrungen in den neuen Auffangeinrichtungen noch nicht ausreichend. Buschani schrieb: Dutton belüge die Flüchtlinge über die neue Unterkunft. "Diese Orte sind ein wahres Gefängnis."

Turnbull beharrt auf Abwehrpolitik

In dem Lager in Manus sind die Lebensbedingungen allerdings nicht weniger prekär. Australien hat die Strom- und Wasserversorgung nach der offiziellen Schließung abgestellt, auch Lebensmittel gelangen nur in geringem Maße in das Camp.

In Manus leben Flüchtlinge, die bei dem Versuch abgefangen wurden, nach Australien zu gelangen. Amnesty International warnte die Polizei in Papua-Neuguinea vor dem Risiko "ernsthafter Verletzungen, wenn die Behörden Gewalt anwenden". Die Menschenrechtsorganisation rief dazu auf, die Lagerinsassen nach Australien zu bringen.

Der australische Regierungschef Malcolm Turnbull bekräftigte hingegen, dass die Betroffenen keinen Fuß in sein Land setzen würden. "Sie denken, dass das eine Möglichkeit ist, die australische Regierung unter Druck zu setzen, sie nach Australien kommen zu lassen", sagte Turnbull in Canberra über die Besetzung des Flüchtlingslagers. "Wir werden uns aber nicht unter Druck setzen lassen."

Australien hatte versucht, die Flüchtlinge aus Manus in Drittländern unterzubringen - allerdings mit wenig Erfolg. Trotz internationaler Kritik hält die australische Regierung an ihrer Politik fest, Asylbewerber gar nicht erst ins Land zu lassen. Sie argumentiert, nur so sei eine gefährliche Massenflucht über das Meer in Richtung Australien zu vermeiden.

Quelle: n-tv.de

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