Alternativlosigkeit zum Türkischunterricht in Berlin fordert erstes Opfer

  04 Dezember 2017    Gelesen: 1085
Alternativlosigkeit zum Türkischunterricht in Berlin fordert erstes Opfer
Der Türkischunterricht in der Landeshauptstadt Berlin wird zu einem Rechtstreit der besonderen Art: Weil ein türkischstämmiger Vater in der Nürtinger Grundschule auf die Zusage der Schulleitung vertraute und darauf besteht, dass der Türkischunterricht auch zur angekündigten Zeit wieder stattfindet oder der konsularische Unterricht wieder eingeführt wird, erhält dieser eine Anzeige an den Hals. Der Vater will nun dagegen vorgehen und besteht nun auf konsularischen Unterricht, weil die Alternative dazu fehle.
Berlin / TP - Ein türkischstämmiger Vater wird in Berlin wegen Verleumdung verklagt. Grund: Es geht um den Türkischunterricht an der Montessorischule in Berlin, die seit der Debatte um nationalistische oder religiöse Inhalte, derzeit ruhen und durch eigene Lehrkräfte des Bildungswesens in Berlin eigentlich wieder beginnen sollten. Doch was zuvor zugesagt wurde, ist noch immer nicht eingetroffen, wogegen der Vater protestiert. Das hat ihm nun eine Anzeige wegen Verleumdung eingebracht, so der Berliner in einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook.

Der seit Jahrzehnten bislang nicht beanstandete und nun parteiübergreifend doch scharf kritisierte konsularische Türkischunterricht wurde vom Berliner Senat komplett abschafft, nach dem man zuvor der türkischen Botschaft einerseits über die monatliche Nutzung der Unterrichtsräume Mietzins in Rechnung stellte und dann quasi über Nacht erklärte, eigene Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen, damit der Türkischunterricht fortgesetzt werden kann. Die Abschaffung des konsularischen Türkischunterrichts fällt zu einer Zeit, in der die ersten Turbulenzen zwischen der Türkei und Deutschland aufkamen. Viele betroffene Eltern sind daher der Auffassung, dass der politische Aktionismus Berlins die Kinder instrumentallisiert.

Der zugesagte Termin für den neuen Türkischunterricht ist jedenfalls bislang nicht eingehalten worden, wie ein türkischstämmiger Vater in Berlin nun erklärt. Er hatte daraufhin eine Petition gestartet, um auf die Einstellung des Türkischunterrichtes an der besagten Schule zu reagieren. Daraufhin fand ein Gespräch mit der Schulleitung und einigen Elternvertretern statt, in der erklärt wurde, mit eigenen Lehrkräften den Türkischunterricht demnächst fortzusetzen.

Der Unterricht sollte eigentlich bereits nach den Herbstferien mit einer selbstorganisierten TürkischlehrerIn wieder an der Grundschule stattfinden. Das waren jedenfalls die Worte des Schulleiters in Anwesenheit einiger Elternvertreter, so der Vater. Das war eine Aussage, mit der viele betroffene Eltern vorerst auch leben konnten. Doch bis heute ist der Türkischunterricht nicht gestartet worden, beschweren sich viele Eltern und der Vater. Stattdessen habe man ihn selbst wegen übler Nachrede angezeigt, erklärt der Vater weiter.
"Wahrscheinlich erhofft man sich mit solchen Maßnahmen, mich zum Schweigen zu bewegen. Genau das Gegenteil wird jetzt passieren, ich werde eine Gegenanzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung starten, gegen die Schule und diejenigen, die behauptet haben, das Konsulatsunterricht wäre zu nationalistisch, was auch der Schulleiter mir gegenüber bestätigt hatte." erklärt der Vater nun. "Durch die Gegenanzeige erhoffe ich mir zu erfahren, anhand von was man zu dieser Erkenntnis gekommen ist, dass der Konsulatstürkisch zu nationalistisch gewesen sei. Der Begriff Nationalismus ist ziemlich genau definiert und stellt in dem getätigten Zusammenhang auch eine abwertende Feststellung dar. Auf in die nächste Runde. Für das Recht unserer Kinder auf die Muttersprache, entsprechend den Normen des türkischen Bildungsministeriums. Alles andere ist keine Option mehr." beklagte er weiter.

Der konsularische Türkischunterricht wurde unter anderem wegen angeblicher religiöser und nationalistischer Inhalte abgeschafft. Die türkische Botschaft hatte sich lange Zeit darum bemüht, die inhaltliche Zusammensetzung gemeinsam mit dem Berliner Bildungswesen abzuklären und abzustimmen. Doch das wurde nicht berücksichtigt. Stattdessen forderte man den Sprachunterricht und Heimatkunde und setzte dies durch, wobei die Eltern nicht davon überzeugt sind, wie und wer den Lehrinhalt bestimmt. Auch dahingehend ist die Frustration groß: "Wer bestimmt welche İnhalte religiös und welche nationalistisch sind. Wer bestimmt, welche İnhalte Heimatkunde sind?" fragen die betroffenen Eltern türkischstämmiger Schüler.

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