1. Die Nato wird erheblich geschwächt
Die scharfe Kritik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan an Trumps Ankündigung ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Nato in einem Konfliktfall im Nahen Osten erheblich geschwächt werden könnte. Und zwar aus folgenden Gründen:
Nach all den Streitigkeiten im Syrienkrieg und mit den europäischen Nato-Mitgliedern ist es sehr wahrscheinlich, dass die Türkei ihr Engagement in der Nato immer weiter zurückfahren würde
Das würde allein in militärischer Hinsicht die Nato schwer treffen, denn die Türkei stellt die zweitgrößte Streitkraft
Politisch wären die Folgen noch wesentlich weitreichender. Denn die Türkei könnte nach ersten Annährungen an Russland in Zusammenhang mit der Bekämpfung des IS in Syrien eine noch stärkere Kooperation mit Moskau beschließen, was schlimmstenfalls sogar zum Austritt aus der Nato führen könnte.
Eine solche Schwächung der Nato könnte zugleich ein deutlich stärkeres Engagement der EU-Bündnispartner erforderlich machen. Hinzu kommt, dass Trump der Nato kritisch gegenübersteht und mit seiner Amerika-zuerst-Politik die Bündnis-Ausgaben der USA ohnehin verringern will. Das würde einen weiteren sicherheitspolitischen Rückschlag für Europa bedeuten.
2. Die Flüchtlingskrise könnte neu aufflammen
Bei einer neuen Intifada würde sich die Türkei mit der Mehrzahl der arabischen Länder auf die Seite der Palästinenser stellen. Dies könnte nicht nur zu einer Schwächung der Nato führen, sondern die Flüchtlingskrise neu aufflammen lassen, sagt US-Experte Thomas Jäger zu FOCUS Online. „Das Absenken der Flüchtlingsströme ist vor allem den Rückzugsräumen für die Migranten zu verdanken, die die Türkei und Jordanien in ihren Ländern geschaffen haben. Das alles könnte, wenn es schlecht kommt, zur Disposition gestellt werden und möglicherweise neue Flüchtlingsströme auslösen, die sich nach Europa bewegen“, so Jäger. Auch daran könne Europa keinerlei Interesse haben.
focus.de
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