Bild: Eine armenische Mutter kniet über ihr totes Kindes

  09 Dezember 2017    Gelesen: 748
Bild: Eine armenische Mutter kniet über ihr totes Kindes
Für die Illustration der sogenannten "Todesmärsche" während des "Völkermords an den Armeniern im Jahre 1915" werden sehr oft Archivbilder herangezogen, deren Authenzität auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist. Weder wird ein Datum angegeben, noch wo das Bild aufgenommen wurde. Teilweise können Szenen auf den ersten Blick auch nicht sofort richtig wahrgenommen werden, weil Untertitel oder Überschriften bereits die Wahrnehmung trüben.
In einem Bild wird das besonders deutlich. Es handelt sich nach Darstellung von Wikipedia in der englischen Version zum Thema "Armenian Genocide" um eine armenische Mutter, die sich über ihr totes Kind beugt. In Sichweite soll die rettende syrische Zufluchtstätte Aleppo befinden "An Armenian woman kneeling beside a dead child in a field "within sight of help and safety at Aleppo"". Als Quelle wird die "Near East Relief" (NER) angegeben, eine Hilfsorganisation, die im Jahre 1915 als Antwort auf die dringende Bitte des US-Botschafters in Konstantinopel, Henry Morgenthau, von Cleveland H. Dodge sowie einer Gruppe von New York-Führern gegründet wurde.

Die NER benötigte dabei Spendengelder und bemühte sich dabei mit besonders effektvollen Bildern die US-amerikanische Öffentlichkeit zu sensibillisieren. Dabei entstand auch dieses Bild laut der offiziellen NER-Webseite im Jahre 1920 im syrischen Aleppo. Das Bild ist auch in der US-Kongress-Bibliothek im Digital-Archiv vorhanden.

Betrachtet man das Bild genauer, erkennt man vor allem am liegenden Kind eine gestellte Szene, vermutlich um das Bild später in den USA bei Spendenveranstaltungen zu verwenden. Zoomt man das Bild weiter heran, erkennt man, dass die Fotografie die Gesichtszüge, die Mimik des liegenden Kindes ein verschmitzes Lächeln miterfasst hat. Ein an Hunger oder Krankheit verstorbenes Kind trägt solche Gesichtszüge nicht. Ausserdem entstand das Bild im Jahre 1920, laut NER in Aleppo, damals also unter französischer Kolonialherrschaft, wie auch weite Teile Kilikiens, also Provinzen des Osmanischen Reiches, was der These widerspricht, dass die armenische Mutter mit ihren zwei Kindern auf der Flucht war und kurz vor Aleppo eines dieser Kinder verstarb.

Quelle: turkishpress

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