Trump-Anklägerinnen sollten gehört werden

  11 Dezember 2017    Gelesen: 544
Trump-Anklägerinnen sollten gehört werden
Mehrere Frauen werfen Donald Trump sexuelle Belästigung vor. Aus der US-Regierung heißt es dazu stets: alles Lügen, Thema abgehakt. Andere Worte fand nun die Uno-Botschafterin des Landes, Nikki Haley.
Es ist ein Bruch mit der bisherigen Linie der Trump-Regierung: Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, ist der Ansicht, dass den Frauen, die Donald Trump der sexuellen Belästigung beschuldigt haben, zugehört werden sollte. Sie sei "unglaublich stolz" auf all jene, die sich in den vergangenen Wochen getraut hätten, mit ihren Vorwürfen gegen Hollywood-Prominente und viele andere an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Haley in einem Interview mit dem Sender CBS. "Und ich glaube, dass jede Frau, die sich auf irgendeine Weise verletzt oder misshandelt gefühlt hat, jedes Recht hat, sich zu äußern."

Mindestens zehn Frauen haben Trump sexuelle Belästigung vorgeworfen, es geht dabei um Vorfälle, die sich vor Jahren abgespielt haben sollen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, hatte in diesem Zusammenhang erklärt, das amerikanische Volk habe sich im November vergangenen Jahres für Trump als Präsidenten entschieden und damit die - vor der Wahl geäußerten - Anschuldigungen zu den Akten gelegt.

Danach gefragt, ob sie das auch so sehe, sagte Haley nun in der TV-Sendung "Face the Nation": "Das müssen die Bürger entscheiden. Ich weiß, dass er gewählt worden ist. Aber Frauen sollten nie eine Scheu haben müssen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Und wir alle sollten bereit sein, ihnen zuzuhören."

Trump hatte Haley im vergangenen November zur Uno-Botschafterin ernannt. Sie war zuvor Gouverneurin von South Carolina. Im Vorwahlkampf der US-Republikaner hatte sie Trump in der Einwanderungspolitik "unverantwortliches Gerede" vorgeworfen und die Partei davor gewarnt, sich mit jemanden zu verbrüdern, der sich nicht klar vom Ku-Klux-Klan distanziere.

US-Kongress: Drei Rücktritte in einer Woche

Allein in der vergangenen Woche haben in den USA drei Mitglieder des Kongresses wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung ihren Rücktritt erklärt. Einer davon, Senator Al Franken, sagte in seiner Rede, die Situation entbehre nicht einer gewissen Ironie - sitze doch im Weißen Haus jemand, der auf Tonband mit sexuellen Übergriffen geprahlt habe.

Franken spielte damit auf frühere Äußerungen Trumps an. Er hatte 2005 gesagt, als Berühmtheit könne man sich Frauen gegenüber alles erlauben. "Wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich. Du kannst alles machen. Ihnen an die Muschi fassen. Alles." Die Aufnahme wurde erstmals im Präsidentschaftswahlkampf veröffentlicht, Trump tat es als "locker room talk" ab, also als Umkleiden-Gerede. Jüngst berichteten US-Medien, inzwischen behaupte Trump, die Aufnahme sei nicht echt.

Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung wies Trump stets zurück. Im Oktober 2016 hatte er angekündigt, nach der Präsidentschaftswahl würde er alle Frauen verklagen, die Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatten. Das ist bisher nicht geschehen. Trump bezeichnete die Frauen regelmäßig als Lügnerinnen, ihre Geschichten seien komplett erfunden. Eine der Frauen reichte jüngst Klage gegen Trump ein, sie wirft ihm Verleumdung vor.

Trumps Sprecherin bestätigte noch in diesem Oktober, es sei die offizielle Position der Regierung, dass die Frauen lögen.

Quelle : spiegel.de

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