Der Vizevorsitzende des Verteidigungsausschusses im Föderationsrat (Russlands Parlamentsoberhaus), Juri Schwytkin, sagte angesichts der US-Militärstrategie, Moskau werde nicht passiv zuschauen, wie die Amerikaner in der Nähe der russischen Grenzen handeln. Es ist nach seinen Worten „bedauernswert, dass die USA Nato-Stützpunkte und Raketenabwehrsysteme an unseren Grenzen aufstellen“. Washingtons Aussagen von der „russischen Gefahr“ bezeichnete der Senator als einen Vorwand, „seine Kräfte in der Nähe unserer Grenzen auszubauen“.
Im Dezember 2017 hatte auch der russische Präsident Wladimir Putin seine Besorgnis darüber geäußert. Er stellte fest, dass die nationale Sicherheitsstrategie der Amerikaner „offensiv“ sei, wovon unter anderem die Rüstungsausgaben in Höhe von 700 Milliarden Dollar pro Jahr zeugten. „Wenn wir unsere Truppenabteilungen auf unserem Territorium verlegen, wird das als Gefahr für jemanden dargestellt. Aber wenn an unseren Grenzen Stützpunkte errichtet werden, wenn dort die Infrastruktur ausgebaut wird, gilt das als selbstverständlich“, betonte Putin.
Wie ein Vertreter der US-Administration, der anonym bleiben wollte, erläuterte, ist man in Washington über die Aktivitäten Russlands und Chinas beunruhigt, unter anderem durch deren „spezielle Waffen“, die gegen die USA gerichtet seien.
Davon, dass die Amerikaner in einigen Bereichen zurückliegen, hatte auch die Denkfabrik RAND in ihrem jüngsten Bericht zum Thema „Militärpotenzial der USA und Streitkräfte in einer gefährlichen Welt“ festgestellt. Den Experten zufolge besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Amerikaner „einen Krieg verlieren könnten, auch wenn ihre Rüstungsausgaben fast drei Mal so groß wie die von China und sechs Mal so groß wie die von Russland sind“.
Wie RAND-Analyst David Ochmanek erläuterte, sind die USA unter anderem angesichts der neuesten Errungenschaften Russlands und Chinas bei der Entwicklung von Cyberwaffen anfällig geworden. „Offen gesagt, haben wir uns in letzter Zeit einfach ausgeruht, ohne auf die neuen Entwicklungen im Bereich der militärischen Elektronik zu reagieren“, stellte er fest. Angesichts dessen sollte das Pentagon sich um die Beseitigung von Lücken auf diesem Gebiet bemühen.
Die neue Fassung der US-Sicherheitsstrategie stimme mit dem allgemeinen Trend in Washington überein, dem zufolge Russland öfter als Rivale der USA und Befürworter des Revisionismus in den internationalen Beziehungen erwähnt worden sei, stellte Matthieu Boulègue von der Denkfabrik Chatham House fest. Damit geben die Amerikaner zu verstehen, dass sie Moskaus „Herausforderung“ annehmen, „und zwar nicht nur im außen-, sondern auch im innenpolitischen Bereich“.
Allerdings sollte man es bei der Einschätzung der „russischen Gefahr“ für Washington nicht übertreiben, zeigte sich Professor Anatol Lieven von der Georgetown University und der New America Foundation überzeugt. „Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Gerede westlicher Journalisten und Politiker über die ‚russische Gefahr‘ und den nicht besonders großen Ressourcen, die für Moskaus Eindämmung in Wahrheit ausgegeben werden“, erläuterte er. Und angesichts der Aktivitäten der USA im Kontext zahlreicher Konflikte in verschiedenen Regionen der Welt sei es „unangebracht, über die Mobilisierung des Westens gegen Russland im Umfang des Kalten Kriegs zu sprechen“, ergänzte der Experte.
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