21 ägyptische Christen vom IS ermordet: „Es sind Märtyrer“ – Martin Mosebach EXKLUSIV

  14 Februar 2018    Gelesen: 1125
21 ägyptische Christen vom IS ermordet: „Es sind Märtyrer“ – Martin Mosebach EXKLUSIV
Am Mittwoch erscheint das neue Buch des vielfach preisgekrönten Autors Martin Mosebach: „Die 21“. Es zeigt Hintergründe der Ermordung von 21 koptisch-christlichen Ägyptern durch den „Islamischen Staat“ (IS). Die Tat hielten die Terroristen auf Video fest. „Ich möchte die Kopten den Lesern näherbringen“, so der Autor im exklusiven Sputnik-Interview.

Im Jahr 2015 verließen 21 junge koptische Männer ihr ägyptisches Heimatdorf El-Or – und kehrten nie zurück. Denn die Wanderarbeiter wurden kurz darauf in Libyen von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) enthauptet. Damals verurteilten der UN-Sicherheitsrat, die Regierung der USA und auch einige arabische Staaten die Tat. Nun nimmt der renommierte Buchautor Martin Mosebach, Schriftsteller aus Frankfurt am Main, diesen Vorfall zum Anlass für sein neuestes Buch.

„Man weiß, dass die Kopten es in Ägypten nicht leicht haben“, sagte Mosebach im Interview. „Dass die Christen es gegenwärtig allgemein im Nahen Osten nicht leicht haben. Dass es sehr viele Attentate auf Christen, auf Kirchen gibt. Aber diese spezielle Tat – diese Köpfung, diese Enthauptung der 21 Wanderarbeiter in Libyen –  hatte noch mal einen besonderen Aspekt. Sie ist von den Mördern gänzlich durch ein Video dokumentiert worden. Und auf diesem Video kann man erleben, wie sich die Geköpften vor ihrer Ermordung eindeutig zu Christus bekennen.“ Der IS nannte den Film: „Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes“.

Wer sind die Kopten?
Doch die derart Hingerichteten seien nicht einfach nur „Schlachtopfer“ gewesen, so der Autor. Sondern: „Sie sind ganz bewusst in diesen Tod gegangen. Und das ist das Außergewöhnliche.“ Für Mosebach repräsentieren die Ermordeten christliche Märtyrer. Daher lautet der vollständige Titel seines Buches: „Die 21: Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer“.

Das Buch sei „der Versuch einer Reportage. Wobei ich allerdings davon ausging, dass hier in unserem Westen eigentlich niemand weiß, wer die Kopten sind. Infolgedessen musste ich auch meine Eindrücke von der Koptischen Kirche, ihrer Priester, ihrer Bischöfe, ihrer Klöster, ihrer Liturgie  beschreiben.“ Liturgie bezeichnet die Ordnung und Gesamtheit der religiösen Zeremonien und Riten einer Religionsgruppe für deren Gottesdienst.

Der erste Papst war koptisch

Die Kopten bilden eine ethnisch-religiöse Gruppe, die vor allem in Ägypten und angrenzenden arabischen Ländern lebt. Der Begriff Kopte bedeutet übersetzt „Ägypter“. Die Koptische Kirche zählt zum Christentum. Das Grundproblem, das viele Beobachter und Religions-Experten sehen: Einerseits werden die Kopten in ihrer Heimat von teilweise radikalen islamischen Gruppen bedrängt. Andererseits genießen die Kopten selbst innerhalb der christlichen Welt keinen hohen Stellenwert, kein „Standing“.

Der Frankfurter Schriftsteller nannte die Geschichte der Kopten „eine ganz besondere. Es ist eben eine Kirche aus apostolischer Zeit. Das Patriarchat von Alexandrien führt seit ältester Zeit den Titel Papst. Schon vor dem Bischof von Rom.“ Politisch-religiöse Konflikte, auch mit der römischen Kirche, hätten in der Folgezeit die Bedeutung der Koptischen Kirche immer weiter reduziert und die Glaubensgemeinschaft „isoliert“, wie Mosebach sagte. „Wir finden in ihr eigentlich den Original-Zustand einer Kirche aus dem ersten Jahrhundert wieder.“ Er empfahl, dass die „West-Kirchen“ (etwa die Römisch-Katholische Kirche) und auch die „Ost-Kirchen“ (wie die Russisch-Orthodoxe Kirche) mehr von den Kopten lernen sollten. „Sie müssten sich intensiv mit den Kopten beschäftigen. Vor allem die West-Kirchen.“

Trotz massiver Verfolgung: „Kein Ruf nach Rache“



© SPUTNIK/ ANDREI STENIN
Nach IS-Hinrichtungen: Leichen von ermordeten Kopten in Libyen entdeckt
Schon seit ihrer Gründung werden die Kopten durch andere Volks- und Religionsgruppen verfolgt: Neben Anschlägen und Ermordungen durch islamistische Gruppen wie den „IS“ kam es beispielsweise auch im Zuge der Revolution in Ägypten seit 2011 wiederholt zu Morden an Kopten. Zahlreiche koptische Kirchen wurden dabei geplündert oder zerstört.

Der Frankfurter Autor verriet, wie ein koptischer Bischof ihn für sein neues Werk mit Familien koptischer Opfer in Ägypten bekanntmachte. „Die Wanderarbeiter stammten alle aus einem Dorf in Ober-Ägypten. Das war die Diözese Samalout. Das ist eine Region, in der sehr viele Kopten leben. Dennoch hätte ich mich sehr, sehr schwer getan, die Familien der Opfer überhaupt zu finden.“ Daher sei er auf Hilfe angewiesen gewesen. „In Deutschland gibt es einen koptischen Bischof, Bischof Damian, der außerordentlich hilfreich war. Der mich an Brüder im Bischofsamt verwiesen hat, die ich dann in der Nähe von Kairo kennenlernen durfte.“ Über diese konnte er Kontakte zu dem „Erzbischof der Märtyrer-Dörfer“ knüpfen. „Von seiner Residenz bin ich dann aufgebrochen in die Dörfer, geführt von Priestern und Dolmetschern.“

sputniknews


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