Nach einer kurzen Kampfpause in der Nacht habe der Beschuss mit Raketen und die Bombardierung des Gebiets im Umland der Hauptstadt Damaskus am Morgen wieder zugenommen, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Dabei seien aus Hubschraubern auch Fassbomben abgeworfen worden. Die Zahl der Toten des nunmehr dreitägigen Bombardements sei auf mindestens 296 gestiegen. Syrien seinerseits meldete Beschuss aus dem Rebellengebiet. In der Grenzregion Afrin griff die türkische Luftwaffe nach Angaben der syrischen Kurdenmiliz YPG eine Stadt an. Zudem beschossen sich beide Seiten.
Die am Sonntag begonnenen Bombardements von Ost-Ghuta sind Teil einer seit einigen Monaten verstärkten Kriegsführung an mehreren Fronten, mit der von Russland unterstützte Präsident Baschar al-Assad den Sieg in dem fast siebenjährigen Bürgerkrieg erzwingen will. Sie gehören zu den massivsten Angriffen seit Kriegsbeginn. Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden Hunderte Raketen abgefeuert sowie Fassbomben über Städte und Dörfer der Enklave abgeworfen. “Wir warten nur darauf, bis wir an der Reihe sind zu sterben”, sagte ein Einwohner.
Ein Kommandeur der Allianz aus Regierungstruppen und verbündeten Milizen erklärte, mit der Bombardierung solle Beschuss von Damaskus aus dem Rebellengebiet heraus unterbunden werden. Zudem bereite man damit eine Bodenoffensive vor. “Die Offensive hat noch nicht begonnen. Das ist vorbereitende Bombardierung”, sagte der Kommandeur zu Reuters.
Laut staatlichen Medien schlugen in Damaskus aus dem Rebellengebiet abgefeuerte Granaten ein und verletzten am Mittwoch zwei Menschen. Am Dienstag seien durch ähnlichen Beschuss mindestens sechs Menschen getötet worden. Nach russischen Angaben wurde ein Beobachtungszentrum für den Waffenstillstand getroffen.
IN AFRIN BESCHIESSEN SICH REBELLENMILIZEN
Ost-Ghuta ist das letzte größere von Rebellen kontrollierte Gebiet nahe der Hauptstadt Damaskus. In dem seit 2013 von Regierungstruppen eingeschlossen Gebiet leben 400.000 Menschen. Die UN haben eine Feuerpause gefordert und die jüngsten Angriffe, bei denen auch Krankenhäuser und zivile Einrichtungen zerstört wurden, aufs Schärfste verurteilt. Solche Angriffe könnten als Kriegsverbrechen eingestuft werden, erklärte die UN. Die syrische Armee und Russland haben erklärt, keine Zivilisten ins Visier zu nehmen. Zudem bestritten sie den Einsatz von Fassbomben, die wegen ihrer verheerenden Sprengkraft und Splitterwirkung von den Vereinten Nationen (UN) geächtet sind.
Unterdessen setzte die Türkei ihre Angriffe auf die zum größten Teil von der kurdischen YPG-Miliz kontrollierte Region Afrin fort. Auch die wichtigste Stadt in der Region sei dabei Ziel gewesen, teilte die Beobachtungsstelle mit. Am Mittwoch flog die türkische Luftwaffe nach Angaben der Kurdenmiliz Angriffe auf eine Stadt. Ein YPG-Vertreter und ein Kommandeur der nach Afrin eingerückten regierungstreuen schiitischen Milizen wiesen türkische Darstellungen zurück, sie seien nach Angriffen der Türkei und ihrer verbündeten syrischen Rebellen auf dem Rückzug. Vielmehr habe man das Feuer gegen die von der Türkei unterstützten Rebellen erwidert.
Der türkische Präsidialamtssprecher Ibrahim Kalin wiederholte die Drohung gegen Syrien wegen dessen Unterstützung der YPG, die von der Türkei als verlängerter Arm der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK bekämpft wird. Jedwede Unterstützung der “YPG-Terrororganisation bedeutet, dass sie direkt Partei für terroristische Organisationen ergreifen und daher legitime Ziele für uns werden”, sagte Kalin.
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