An Bord mit "Raketen-Madsen"

  08 März 2018    Gelesen: 1375
An Bord mit "Raketen-Madsen"

An einem warmen Augustabend trifft die schwedische Journalistin Kim Wall den Erfinder und Raketentüftler Peter Madsen. Wenige Stunden später ist die 30-Jährige tot, der ebenso spektakuläre wie rätselhafte Fall wird nun vor Gericht verhandelt.

 

Schon vor seiner Verhaftung war Peter Madsen in Dänemark kein Unbekannter. "Raketen-Madsen" wurde er genannt, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, der erste Europäer zu sein, der als Amateur mit einer Rakete ins Weltall vordringt. Die schwedische Zeitung "Expressen" bescheinigt dem Mann, der nun für den Mord an einer jungen Journalistin vor Gericht steht, Charisma und Überzeugungskraft.

Jahrelang arbeitet Madsen unermüdlich an seinen Projekten, umwirbt immer wieder erfolgreich Geldgeber und Mitstreiter. Der U-Boot-Bauer, Hobbyingenieur und Visionär scheint nur noch einen winzigen Schritt vom Durchbruch entfernt zu sein. Es passt in das Bild vom verrückten Erfinder, das Madsen immer ein wenig zwischen Genie und Wahnsinn unterwegs ist, sich mit früheren Partnern verstreitet und überwirft.

Spannend ist die Person Peter Madsen allemal, auch für die schwedische Journalistin Kim Wall, die sich im Frühjahr 2017 mit einer E-Mail an ihn wendet. Madsen plant für den Sommer zwei Raketenstarts, um ein neues technisches System zu testen. Wall möchte ein Porträt für ein US-Magazin schreiben. Doch es kommt zunächst nicht zu einem Treffen, stattdessen wird bei Madsen das Geld knapp, die Raketenstarts werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Der 47-Jährige steht vor den Scherben der Pläne, die er seit Teenagerzeiten verfolgt.

Interview auf dem U-Boot


Am 10. August 2017, einem Donnerstag, will Madsen Wall plötzlich treffen, sofort. Die 30-Jährige ist gemeinsam mit ihrem Freund schon auf dem Absprung nach China, aber für dieses Treffen verlässt sie die Abschiedsparty am frühen Abend. In Kopenhagen sind 20 Grad, es weht kaum Wind, als Madsens U-Boot mit Wall an Bord ausläuft. Das letzte Lebenszeichen von Kim Wall sind Fotos, die sie ihrem Freund schickt: Sie steht am Steuer der "UC3 Nautilus".

Als Wall nach Mitternacht nicht zurück ist, beginnt ihr Freund, nach ihr zu suchen. Um 1.43 Uhr kontaktiert er die Polizei, um 2.14 Uhr läuft die Seenotrettung aus. Doch sowohl von der Journalistin als auch von dem U-Boot-Besitzer fehlt jede Spur. Erst um 10.39 Uhr meldet sich Madsen seinerseits mit einem Notruf, er habe technische Probleme, kurz darauf sinkt das U-Boot. Der 47-Jährige wird gerettet.

Doch wo ist Kim Wall? Madsen behauptet, er habe sie an einem Restaurant abgesetzt. Doch Aufnahmen von Überwachungskameras belegen, Madsen lügt. In den kommenden Wochen ändert der 47-Jährige seine Aussage mehrmals. Er behauptet, der Frau sei eine Luke auf den Kopf gefallen, dann sei sie über Bord gegangen. Kurz darauf werden Walls erste Körperteile gefunden, offenbar wurde sie zerstückelt. Ihr Kopf weist keine Verletzungen auf. Nun behauptet Madsen, es habe ein Unglück mit Kohlenmonoxid gegeben, er habe die Frau dann bestatten wollen und dafür zerteilt.

Madsen leugnet Tötung

Seit August 2017 sitzt Madsen in U-Haft. Für den gegen ihn beginnenden Prozess hat er darum gebeten, auf Geschworene zu verzichten. Über ihn werden also lediglich ein Richter und zwei Schöffen urteilen. Die Anklage wirft ihm vor, den Mord an Wall geplant und grausam ausgeführt zu haben. Er habe sie irgendwann zwischen 22 Uhr am Abend und 10 Uhr am Morgen angegriffen, gefesselt, geschlagen und sexuell missbraucht. Anschließend habe er ihr die Kehle durchgeschnitten oder sie erwürgt, die Leiche zerstückelt und mit Metallteilen beschwert über Bord geworfen

Madsen hat die Zerteilung der Toten eingeräumt, bestreitet aber vehement, Wall getötet zu haben. In seiner Zelle kann der 47-Jährige fernsehen, außerdem hat er Bleistift, Papier und einen Taschenrechner. Nur weil die Raketen bisher nicht geflogen sind, heißt das nicht, dass sie niemals fliegen werden.

Quelle: n-tv.de


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