Trumps Friedenssignal hat einen Haken

  09 März 2018    Gelesen: 1028
Trumps Friedenssignal hat einen Haken

US-Präsident Trump möchte sich mit Nordkoreas Diktator Kim treffen - nach einem Jahr der Provokationen schwächt sich damit die Gefahr eines Atomkriegs ab. Das ist erstmal eine gute Nachricht. Doch es gibt auch einen Haken.

 

Im vergangenen Jahr konnte einem mulmig werden. Nordkorea überraschte die Welt mit immer neuen Raketentests - schließlich hieß es, das Kim-Regime sei in der Lage, jeden Punkt der USA atomar anzugreifen. Ein Schock, eine Katastrophe für die Sicherheit der Vereinigten Staaten. Drohte nun die nukleare Katastrophe? Auch wenn allen klar war, dass das Regime in Pjöngjang mit einem Angriff auf die USA Selbstmord begehen würde, konnte man sich angesichts der handelnden Personen nicht so ganz sicher sein. Was, wenn bei Kim eine Sicherung durchbrennt? Oder bei Trump?

Die Gefahr scheint nun erstmal vom Tisch zu sein - und das dank Donald Trump und seinem Einverständnis sich mit Kim Jong Un zu treffen. Die Drohungen des vergangenen Jahres, Nordkorea zu zerstören und seine Beleidigungen des nordkoreanischen Diktators als "Kleinen Raketenmann" sind damit Geschichte. Dass der US-Präsident sich zu Gesprächen bereit erklärt hat, ist ein Friedenssignal. Es ist eine gute Nachricht: Solange die Politiker reden, schweigen die Waffen.

Doch es gibt auch einen Haken, einen Beigeschmack. Denn die Freude über das geplante Treffen dürfte in Pjöngjang ungleich größer sein als in Washington. Wenn es wirklich dazu kommt, scheint es für Kim ein deutlich größerer Erfolg zu sein als für Trump. Es wirkt ein bisschen so, als ob ein Räuberhauptmann mit einer Handvoll Katapulten den König zu Verhandlungen aus der Burg herauszwingt. Nur dass die Katapulte hier Atomraketen sind und der König der US-Präsident. Nordkorea gilt den USA als Schurkenstaat und das ist angesichts des stalinistischen Regimes wahrlich nicht unbegründet.

Hast du Atomwaffen, bist du sicher

Für das kleine Nordkorea scheint nun eine jahrzehntelang verfolgte Strategie aufzugehen, die sich auf eine einfache Formel bringen lässt: Hast du Atomwaffen, bist du sicher. Hast du Atomwaffen, wirst du respektiert. Hast du keine, bist du ein Niemand. Es ist die Logik des Kalten Krieges: Frieden und Sicherheit durch Abschreckung. Das war schon damals kein schöner Deal, brachte aber Europa die längste Friedensperiode seiner modernen Geschichte und ersparte der Welt die nukleare Apokalypse. Darauf baut auch Nordkorea - mit Erfolg, wie sich nun zeigt.

Gespräche mit dem US-Präsidenten haben für den Machthaber in Pjöngjang einen großen Vorteil: sie werten ihn auf. Kim Jong Un wird Donald Trump auf Augenhöhe begegnen, die Vereinigten Staaten tun dem Diktator damit einen Gefallen. Sie helfen, seine Herrschaft abzusichern. Denn es könnte manchen Nordkoreanern aufgefallen sein, dass Kim seit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren noch nie ein anderes Staatsoberhaupt getroffen hat. Dass ihr Land international ein Außenseiter ist, dass (fast) niemand etwas mit ihnen zu tun haben will. Wenn es nun Bilder von den beiden Männern in einem Raum gibt, womöglich einen Handschlag - dann steht Kim daheim als international anerkannter Staatsmann da.

Oder ist es doch anders herum? Denn man könnte die Lage auch ganz anders bewerten: Als Erfolg der US-Sanktionen. Das geht dann so: Der Druck der Vereinigten Staaten war so groß, dass Kim sich nun zu Gesprächen bereit erklärt. Denn er hat immerhin zugestimmt, keine weiteren Atom- oder Raketentests durchführen zu lassen. Und Trumps Drohungen könnten dazu geführt haben, dass auch China den Druck auf Pjöngjang erhöht hat - denn Peking will einen Krieg auf jeden Fall vermeiden. Heraus kommen Gespräche, Verständigungen, Beschwichtigungen.

Eine Formel für Frieden und Sicherheit

Für beide Sichtweisen gibt es Befürworter und Gegner. Wer hat Recht? Das wird sich erst dann zeigen, wenn das Treffen stattgefunden hat und was dabei herausgekommen ist. Die Frage dabei ist, wer welche Zugeständnisse macht. Nehmen die Amerikaner Sanktionen zurück? Bauen die Nordkoreaner ihr Atomwaffenarsenal ab? Das werden die Fragen sein, die sich stellen.

Ziel der Amerikaner ist es, sich und die Verbündeten Südkorea und Japan vor einem Atomangriff zu schützen. Und das geht am besten, indem Nordkorea sein Nukleararsenal wieder abschafft. Ziel der Clique um Kim Jong Un ist es hingegen, friedlich in ihrem Bett zu sterben und nicht im Exil oder gar in einer Gefängniszelle. Sprich: Sie wollen ihr Regime erhalten und in Ruhe gelassen werden. Und die Lebensversicherung des Regimes sind die Atomwaffen. Insofern dürfte deren Abschaffung nicht zur Debatte stehen. Militärisch dazu zwingen, können die Amerikaner sie nicht. Ein Angriff müsste auf einen Schlag die Atomwaffen Nordkoreas unschädlich machen. Es ist aber nicht sicher, dass das gelänge. Kims Gegenschlag könnte fatal sein – für Seoul. Er könnte eine Bombe über der Hauptstadt Südkoreas zünden, der Metropole, die direkt an der gemeinsamen Grenze liegt.  

Die Nordkoreaner fühlen sich von der massiven Militärpräsenz der Amerikaner in Südkorea und dabei ganz besonders von den jährlich stattfindenden Seemanövern bedroht. Ob die Verbündeten Mächte bereit sind, diese einzuschränken? Vielleicht ist es gar nicht nötig. Vielleicht genügt es, wenn Trump Kim deutlich macht, dass ein Regimewechsel in Nordkorea nicht Ziel der US-Außenpolitik ist. Nach dem Motto: Ihr lasst uns in Ruhe, wir lassen euch in Ruhe. Wenn beide Männer am Tisch rational agieren, könnte das eine Formel für Sicherheit und Frieden sein. Wenn.

Quelle: n-tv.de


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