Wie der IS von der Bildfläche verschwindet

  31 März 2018    Gelesen: 1309
Wie der IS von der Bildfläche verschwindet

2016 hält der IS Europa im Würgegriff des Terrors. Wöchentlich, manchmal täglich kommen Nachrichten über Anschläge und versuchte Attentate. Das ist vorbei. Der IS verschwindet aus dem Bewusstsein der Gesellschaft. Ein gutes Zeichen?

Januar, Istanbul, 12 Tote. März, Brüssel, 39 Tote. Juli, Nizza, 86 Tote. Berlin, Dezember, 12 Tote. Bombe in Ansbach, Lkw-Anschlag in Stockholm, Messerattacke in London, Explosion in Manchester, 23 Tote. Die Opfer überrollt von Autos, Lkws, erstochen, erschossen, zerfetzt von selbstgebauten Bomben, durchlöchert von Schrapnellen: In den Jahren 2016 und 2017 rollt eine beispiellose Welle des islamistischen Terrors über Europa. Meldungen über Anschläge, verhinderte Anschläge, erschossene Attentäter gibt es fast wöchentlich. Manchmal vergeht kein Tag ohne neue Terrornachrichten.

Das hat sich inzwischen drastisch verändert. Der IS verschwindet nicht nur vom physischen Schlachtfeld in Syrien und dem Irak. Auch Europa scheint nicht mehr im Würgegriff des Terrors zu sein. Entgegen den Warnungen von Experten und Sicherheitsbehörden resultiert aus dem militärischen Niedergang des Kalifats nicht eine noch größere Terrorwelle im Westen. Laut der europäischen Polizeibehörde Europol starben 2015 noch 150 Menschen bei Terroranschlägen, 2016 waren es 135, 2017 weniger als 60. Zwar hat die Gruppe mit der Geiselnahme in Südfrankreich vergangene Woche bewiesen, dass sie auch in Europa noch auf Getreue zurückgreifen kann, die bereit sind, ihr Leben für ihre kruden Zielen zu geben. Doch die sinkende Zahl der Anschläge, der Anschlagstoten zeigt, dass das Potenzial des IS zusammengebrochen ist.

Den blutigen Auftakt der Terrorwelle in Westeuropa bildeten militärisch geplante Anschläge wie auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" oder die Anschläge von Paris mit 130 Toten, beide im Jahr 2015. Sie waren aus Sicht der Organisation zwar ein Erfolg, produzierten unfassbare Bilder und beherrschten die Nachrichten. Doch diese Attacken waren auch aufwendig und teuer. Die Mörder wurden im "Kalifat" ausgebildet, dann nach Europa zurückgeschickt. Vor Ort mussten Waffen und Sprengstoff organisiert werden. Anfang 2016 nimmt der militärische Druck auf das Kernland, die Zentrale des IS immer weiter zu. Die Logistik für Massenmorde wie in Paris bereitzustellen, wird immer komplizierter für die Extremisten.

n-tv


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