Der Trump-Versteher

  20 April 2018    Gelesen: 1602
Der Trump-Versteher

US-Präsident Donald Trump rüstet sich personell gegen die schwierigen Russland-Ermittlungen. Dafür holt er einen alten Bekannten in sein Team.

 

Wenn Donald Trump eines beherrscht, dann PR. Am Donnerstag präsentierte der US-Präsident eine ganz besondere Personalie. Kein Geringerer als Rudolph – genannt Rudy - Giuliani ist von nun an Teil von Trumps Anwaltsteam. Im Zusammenhang mit den bevorstehenden Russland-Untersuchungen kann der Präsident Rechtsbeistand gut gebrauchen. Über seinen Neuzugang sagte er: "Rudy ist großartig. Er ist schon lange mein Freund und er will diese Angelegenheit zum Wohl unseres Landes schnell klären." Tatsächlich ist die Verpflichtung keine große Überraschung.

Giuliani ist schon seit Langem ein Vertrauter Trumps. Im US-Wahlkampf 2016 zählt der frühere New Yorker Bürgermeister zu einem seiner glühendsten Unterstützer und Verteidiger. Immer wieder springt er dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten bei. Nachdem im Oktober 2016 ein Video auftaucht, in dem Trump sich vulgär über Frauen äußert, nimmt Giuliani ihn in Schutz. Trump schäme sich und habe dies in seiner Entschuldigung "sehr klar gemacht", erklärt er. Nach Trumps Wahlsieg gilt Giuliani als einer der Favoriten für das Amt des Außenministers. Auch als möglicher Justiz- und Heimatschutzminister wird er gehandelt. Aber Giuliani geht leer aus, Trump entscheidet sich für andere. Giuliani bleibt nur Berater. Der Präsident beauftragt ihn unter anderem damit, den "Muslim-Bann" rechtlich gegen mögliche Klagen abzusichern. In Personaldebatten taucht Giulianis Name immer wieder auf. So ist er auch nach der Entlassung von FBI-Chef James Comey im Mai zwischenzeitlich als möglicher Nachfolger im Gespräch.

Einen Namen hat sich Giuliani schon lange vorher gemacht. In den 80er-Jahren arbeitet der Jurist in führender Position im Justizministerium unter Präsident Ronald Reagan, später wird er Chefankläger für Manhattan. "Law and Order", "Sheriff" – das sind die Begriffe, die schon damals mit ihm in Verbindung gebracht werden. 1989 unterliegt der Mann aus Brooklyn mit den italienischen Vorfahren bei seiner Bewerbung für das Amt des New Yorker Bürgermeisters noch. Vier Jahre später setzt Giuliani sich aber durch. Als erster republikanischer Bürgermeister der Stadt ist er zwar nur mäßig beliebt, aber anerkannt. In seiner ersten Amtszeit geht die Zahl der Verbrechen deutlich zurück, die Zahl der Sozialhilfeempfänger sinkt. Workaholic Giuliani gilt als Hardliner, vertritt für einen Republikaner jedoch viele ungewöhnlich liberale Positionen. Er befürwortet die Homo Ehe, das Recht auf Abtreibung und strengere Waffengesetze.

"Rudy, der Fels"

1997 wird Giuliani wiedergewählt, 2000 gibt er bekannt, dass er eine heilbare Form von Prostatakrebs hat. Weltweit bekannt wird Giuliani spätestens nach den Anschlägen am 11. September 2001. In den Wochen danach ist Giuliani wegen der vielen Interviews, in denen er häufig Windjacke und Mütze der New Yorker Feuerwehr trägt, medial omnipräsent. Für die Art und Weise, wie er die schockierte Stadt öffentlich vertritt, erhält er viel Lob. Die Medien feiern ihn mit Titeln wie "Rudy, der Fels" und "Bürgermeister Amerikas", die "Time" kürt Giuliani zur Person des Jahres, die Queen ernennt ihn zum Ritter ehrenhalber. Giulianis Vorschlag für ein Mahnmal gegen den Terror und für die Opfer der Anschläge ist eine seiner letzten Amtshandlungen. Nach zwei Amtsperioden kann er nicht wieder gewählt werden.

Im Jahr 2002 wird der Spielfilm "Amerikas Bürgermeister" ausgestrahlt, die verfilmte Giuliani-Biografie "Emperor of the City". Giuliani ist zu diesem Zeitpunkt 57 Jahre alt, für die Rente ist es noch zu früh. Er gründet die Unternehmensberatung "Giuliani Partners". Im Juni 2003 kündigt er, der den Krebs inzwischen überwunden hat, eine Rückkehr in die Politik an. In einem "Time"-Interview liebäugelt er mit einem Senatorenposten oder einem Gouverneursamt, es kommt jedoch nicht dazu. Drei Jahre später meldet Giuliani Interesse an einer Präsidentschaftskandidatur an. Er beginnt mit dem Spendensammeln, die Umfragen sind zunächst gut, brechen aber ein. Seine Konkurrenten John McCain und Mitt Romney ziehen an Giuliani vorbei, Ende Januar 2008 steigt er aus dem Rennen aus. Anschließend verschwindet er für einige Jahre in der Versenkung.

Eine Rückkehr feiert Giuliani 2016. Im Präsidentschaftswahlkampf fällt er mit knackigen Aussagen auf. "In den acht Jahren vor Obama hatten wir nicht einen erfolgreichen islamistischen Terroranschlag in den USA. Das begann erst, als Clinton und Obama ins Amt kamen", sagt er bei einer Veranstaltung. In Interviews befeuert Giuliani die Kampagne gegen Hillary Clinton, als er öffentlich schwadroniert, er verfüge über Insider-Informationen des FBI in der E-Mail-Affäre um die demokratische Kandidatin. Bei einem Auftritt sagt er über sie: "Hätte ich getan, was sie getan hat, wäre ich im Knast."

Kampfbereit und unermüdlich

Der US-Autor Michael Wolff schreibt in seinem Buch, dass Trump Giuliani einiges verdanke. "Giuliani war ein langjähriger New Yorker Freund, der kampfbereit und unermüdlich an seiner Seite stand in Zeiten, als nur wenige Republikaner, und unter ihnen fast kein landesweit bekannter, Trump ihre Unterstützung anboten." Wolff zufolge soll Trump Giuliani den Job des Außenministers angeboten haben, das Umfeld des Präsidenten sei jedoch dagegen gewesen. Für Zweifel sorgen offenbar auch Giulianis Geschäftsbeziehungen und bezahlte Reden vor einer iranischen Oppositionsgruppe, die bis 2012 auf einer Regierungsliste mit ausländischen Terrororganisationen gestanden hat. Auch Trumps Versuch, den Vertrauten am Obersten Gerichtshof zu installieren, scheitert.

Mit etwas Verspätung hat der Präsident nun doch noch Verwendung für seinen Freund gefunden. Der "Washington Post" sagte Giuliani, er habe sich erst in den vergangenen Tagen entschieden, das Angebot des Präsidenten anzunehmen. Beide trafen sich in der vergangenen Wochen bei einem Abendessen in Trumps Resort Mar-a-Lago in Florida. Giuliani, der von seiner Anwaltskanzlei freigestellt wird, soll Trump künftig auch durch seine langjährigen Beziehungen zu Sonderermittler Robert Mueller helfen. Trump bestreitet, dass Russland die Präsidentschaftswahl beeinflusst hat, ebenso Verbindungen zum Kreml und Behinderungen der Justiz. An Giuliani wird es nun liegen, diese Vorwürfe juristisch auszuräumen. Der "New York Times" zufolge gibt es im Umfeld des Präsidenten angeblich auch Überlegungen, Justizminister Jeff Sessions durch Giuliani zu ersetzen. Dies wäre auch deshalb pikant, weil er Mueller dann beaufsichtigen und kontrollieren würde. Sessions hatte sich für befangen erklärt.

Trumps personeller Verschleiß ist groß. Im März warf der Leiter seines Anwaltsteams hin. Das Weiße Haus hatte große Probleme, Juristen für Trump zu finden. Jetzt hat sie einen, den die gesamten USA kennen.

Quelle: n-tv.de


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