Warum das so war, darüber herrschte lange Uneinigkeit. Denn bei Menschen, die an einem Kryptorchismus leiden, ist der Hoden bereits im Säuglingsalter "nicht auffindbar". Normalerweise wandert er in dieser Entwicklungsphase durch den Hodenleiter in den Hodensack. Bei Patienten mit der angeborenen Anomalie bleibe er jedoch im Leiter stecken und verkümmere dort, erklärte Fleischmann.
Dem widerspricht allerdings ein weiteres historisches Dokument aus den sechziger Jahren. Es handelt sich um ein Gesprächsprotokoll, das eine völlig andere Version der Dinge beschreibt. Darin vertraut der deutsche Militärarzt Johan Jambor einem Priester an, dass er Hitler 1916 nach einer Verwundung während der Schlacht an der Somme "in der Leistengegend" behandelt und dabei den Hoden entfernt habe. Dessen erste Frage sei gewesen, ob er noch Kinder bekommen könne.
Briten besangen Hitlers Hoden
Nichts weiter als ein Gerücht, heißt es nun. Die Quelle von Fleischmann sei wesentlich glaubwürdiger. Sie geht zurück auf den Anstaltsarzt im Gefängnis Landsberg, Josef Brinsteiner, der Hitler nach seinem gescheiterten Putschversuch im November 1923 untersuchte. Brinsteiner sei selbst ein Nationalist gewesen - und habe Mitleid gehabt mit dem gescheiterten NSDAP-Chef. Gerade dies mache seine Diagnose so zuverlässig, argumentiert der Historiker. Der Grund: Bei einem linken Mediziner hätte sie als Diffamierung abgetan werden können.
Ob verwundet oder missgebildet: Reichlich Hohn erntete Hilter schon zu Lebzeiten für seinen fehlenden Hoden. Britische Soldaten besangen ihn schon 1939: Im Jahr des Kriegsbeginns erschien ein Song mit dem Text "Hitler has only got one ball, the other is in the Albert Hall" - zu Deutsch: "Hitler hat nur einen Hoden, der andere ist in der Albert Hall". Und selbst Entertainer Harald Schmidt befasste sich 2008 in seiner Late Night Show mit Hitlers "Klöte".
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