“Aus medizinischer Sicht rate ich vom Marathon ab“

  28 September 2015    Gelesen: 834
“Aus medizinischer Sicht rate ich vom Marathon ab“
Die Faszination ist ungebrochen: Der Marathon gilt als die Königsdisziplin im Laufsport und lockt immer mehr Menschen an den Start. Auch Ungeübte setzen sich die gut 42 Kilometer als Ziel, oft in dem Glauben, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Doch das sei falsch, sagt der Sportarzt Fernando Dimeo vom Zentrum für Sportmedizin Berlin.
Nach Ansicht des Sportmediziners ist ein derart langer Lauf eine Übertreibung und keinesfalls gesundheitsfördernd. "Es gibt bei einem solchen Lauf kein Zugewinn an Gesundheit."

Herzmuskel wird vorübergehend geschädigt

Studien hätten gezeigt, dass ein Marathonlauf den Herzmuskel vorübergehend schädigt. So wurden laut Dimeo bei Marathonläufern häufiger Vernarbungen im Herzen sowie Vorhofflimmern festgestellt. Zwar erholt sich der Herzmuskel häufig wieder, allerdings nicht immer. "Es kommt zu Verletzungen, es kommt zu Todesfällen", sagt der Sportarzt. "Es stimmt einfach nicht, dass diese Menschen fitter sind."

Ein Gesundheitscheck "bringt relativ wenig"

Ohnehin ist es häufig der Ehrgeiz, der Menschen zum Marathon treibt. Nicht-Sportlern und über 35-Jährigen wird vor Trainingsbeginn meist zu einem Gesundheitscheck geraten. Doch auch der bringe für Gesunde "relativ wenig", sagt Dimeo. "Sie filtern damit die Menschen mit Herzschädigung heraus, mehr nicht." Über den Trainingszustand sage der Check hingegen nichts aus. Hier könne nur ein Leistungstest beim Sportmediziner helfen - oder der gesunde Menschenverstand.

An dem Spruch "Ein Halbmarathon ist für die Gesundheit, ein Marathon für das Ego" sei etwas dran. Nach Ansicht Dimeos kann allerdings auch ein Halbmarathon schaden, wenn er zu ehrgeizig angegangen wird. Wettkampfsport sei in der Regel kein Gesundheitssport.

Für den Marathon mindestens ein Jahr trainieren

Wer sich trotz allem nicht vom Marathonlauf abhalten lassen will, sollte gut und lange genug trainieren, um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Als Minimum sieht Dimeo ein Jahr. Allerdings nur, wenn man in dieser Zeit durchgehend trainiert und dreimal wöchentlich läuft. Zur Vorbereitung sind außerdem kleinere Wettkämpfe wie Zehn-Kilometerläufe und ein Halbmarathon empfehlenswert.

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