Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit Iran hat nicht nur in Europa Unverständnis ausgelöst. Auch Peking kritisierte den Schritt der US-Regierung unter Präsident Donald Trump vergangene Woche scharf. Nun hat der chinesische Außenminister Wang Yi angekündigt, sein Land wolle gemeinsam mit Iran nach einer Lösung im Streit um die internationale Vereinbarung suchen.
Man werde eine "objektive, faire und verantwortungsvolle Haltung einnehmen" und "weiter daran arbeiten, das Abkommen aufrechtzuerhalten", sagte Wang. Er hatte am Sonntag seinen iranischen Amtskollegen Mohammed Dschawad Sarif in Peking empfangen. Zeitgleich setzte Teheran der EU eine Frist von 60 Tagen, die weitere Umsetzung des Atomabkommens auch nach dem Ausstieg der USA zu garantieren.
China betrachte Iran als einen wichtigen Partner und wolle die Kooperation beider Länder weiter fördern, sagte Wang. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zitierte Sarif mit den Worten, es sei die Verantwortung und Pflicht aller Parteien, dafür zu sorgen, das dass Atomabkommen auf "wirksame Weise umgesetzt wird". Iran sei bereit, eigene Anstrengungen zu unternehmen.
Für Peking ist die Vernetzung mit Iran ein wichtiger Bestandteil seiner Neuen Seidenstraße, eines gewaltigen Infrastrukturprojekts, durch das neue Wirtschaftskorridore von China nach Europa und Afrika entstehen sollen (Hintergründe dazu lesen Sie hier). Nach dem Ende der Sanktionen gegen Teheran hatten China und Iran vor zwei Jahren vereinbart, den wechselseitigen Handel beider Länder in den kommenden zehn Jahren auf 600 Milliarden Dollar (etwa 504 Milliarden Euro) mehr als zu verzehnfachen.
US-Regierung strebt keinen Regimewechsel an
Trumps Sicherheitsberater John Bolton betonte in einem Interview mit dem US-Sender ABC am Sonntag nochmals, dass Washington keinen Regimewechsel in Teheran herbeiführen wollte. Bolton hatte sich vor seiner Berufung immer wieder für eine harte Haltung gegenüber Iran ausgesprochen und war für einen Machtwechsel dort. Ziel der US-Regierung sei es nun aber lediglich, dass Iran niemals in die Nähe von Atomwaffen komme, sagte er.
Nach seinem Besuch in Peking wird der iranische Außenminister auch in Brüssel erwartet. Großbritanniens Regierungschefin Theresa May erklärte am Sonntagabend bereits, der Deal mit Iran solle erhalten bleiben. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte, die Regierung in Paris denke, dass der Kampf gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen wichtig sei. "Wir sind am Wiener Abkommen beteiligt und werden beteiligt bleiben."
Video: Trump verkündet Ausstieg aus Iran-Abkommen
In dem Abkommen von 2015 verpflichtete sich die internationale Gemeinschaft, Sanktionen gegen den Iran aufzuheben. Das Land versprach sich davon eine bessere wirtschaftlichen Lage. Im Gegenzug muss das Land die Anreicherung von Uran weitgehend unterlassen.
spiegel
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