"Die Amerikaner wollen Europa aus dem Weltraum kicken"

  18 Mai 2018    Gelesen: 1398
"Die Amerikaner wollen Europa aus dem Weltraum kicken"

Mit Milliardenaufwand entwickelt Europa die neue "Ariane 6"- Rakete. Aber das amerikanische Pendant SpaceX ist viel billiger. Alain Charmeau, Chef der Ariane Group, erklärt, wie die Amerikaner das schaffen - und setzt ein Ultimatum.

 

Weißer Rauch stieg im Januar auf über Lampoldshausen. In einem baden-württembergischen Teststand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zündeten Ingenieure damals das mächtige Raketentriebwerk "Vulcain 2.1" zum ersten Mal. Bei einer Reihe von Tests sollten seine Eigenschaften genau geprüft werden.

Mit einer Schubkraft von 130 Tonnen soll das teils im 3D-Drucker gefertigte Aggregat dabei helfen, die zukünftige "Ariane 6"-Rakete ins All zu bringen. An ihr arbeiten Europas Staaten derzeit mit Milliardenaufwand - um die zuverlässige, aber nicht mehr wettbewerbsfähige "Ariane 5" abzulösen.

Gefertigt werden die neuen Raketen unter anderem in Bremen und in der Nähe von Paris, abheben sollen sie dann vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana. Dort entsteht derzeit die neue Startrampe. In zwei Jahren soll es von dort aus den Jungfernflug geben.

Doch die "Ariane 6" hat ein Problem: Sie ist im Vergleich mit der amerikanischen Konkurrenz zu teuer. Konkret geht es um die Raketen des - von der US-Regierung kräftig unterstützten - Privatunternehmens SpaceX. Die sind - gebraucht - für etwa 50 Millionen Dollar pro Start zu haben. Es ist ein Preis, den die "Ariane 6" unter keinen Umständen erreichen kann, selbst wenn - wie versprochen - die Kosten im Vergleich zur "Ariane 5" halbiert werden.

SpaceX-Chef Elon Musk hat außerdem in Aussicht gestellt, dass die Startkosten mit der neuesten Version seiner "Falcon 9"-Rakete ("Block 5") sogar noch einmal kräftig sinken werden. Was also soll Europa tun? Von den Billigangeboten der Amerikaner profitieren - auch auf die Gefahr hin, dass die irgendwann enden? Oder mit Milliardenaufwand einen eigenen Zugang zum All behalten?

Alain Charmeau ist Chef der Ariane Group. Im Interview erklärt er, dass Musk seine Kampfpreise aus seiner Sicht nur dank massiver Hilfe aus Washington anbieten kann - und welche Probleme sich die Europäer dadurch einhandeln können. Ob seine Argumente Europas Staats- und Regierungschefs überzeugen, wird sich zeigen. Nur wenn sie der "Ariane 6" einen Grundstock Einsätzen garantierten, würde die Rakete auch wirklich in Serie gebaut, so Charmeau.

spiegel


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